Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner und das Präsidium der Bischofskonferenz
haben am Donnerstagabend über den jüngsten Schlagabtausch zwischen Kirche und Regierung
gesprochen. Das berichtet die argentinische Tageszeitung „Clarin“. In den vergangenen
Tagen hatten Bischöfe die steigende Gewaltwelle und die Korruption im Land angeprangert.
Es gibt jedoch keine offizielle Stellungnahme zu dem Treffen, so „Clarin“. Zum Abschluss
ihrer Vollversammlung hatten die Bischöfe mitgeteilt, Argentinien sei „an der Gewalt
erkrankt“ und leide „unter einem Krebsgeschwür der Korruption“. Nicht nur die Zahl
der Gewalttaten, auch deren Aggressivität habe deutlich zugenommen. Fernandez de Kirchner
hatte die Vorwürfe zurückgewiesen: „Wir haben keine gewalttätige Gesellschaft“, sagte
sie bei der Einweihung einer Skulptur zu Ehren des vor genau 40 Jahren von Paramilitärs
ermordeten katholischen Geistlichen Carlos Mugica. Sie warf den Bischöfen vor, mit
ihrer Kritik gezielt alte Konfrontationen wiederbeleben zu wollen.
Papst-Friede
in Gefahr
Hintergrund ist, dass sich nach der Papstwahl des Hauptstadtkardinals
Jorge Mario Bergoglio vor einem Jahr das Verhältnis von Regierung und Kirche zumindest
öffentlich deutlich entspannt hatte. Fernandez de Kirchner vollzog eine radikale Wende.
Während sie zuvor Erzbischof Bergoglio jahrelang ignorierte, suchte sie nun auffallend
oft die Nähe von Franziskus. Zudem entschied die Präsidentin, in diesem Jahr erstmals
seit acht Jahren wieder am traditionellen Te Deum in der Kathedrale von Buenos Aires
teilzunehmen.
Zuletzt hatte Fernandez de Kirchner im Jahr 2006, damals an
der Seite ihres Vorgängers und inzwischen verstorbenen Ehemanns Nestor Kirchner, dem
Gebet beigewohnt. Erzbischof Bergoglio nutzte damals den Anlass zu einer kritischen
gesellschaftspolitischen Bilanz der Lage im Land. In den Folgejahren blieb Fernandez
de Kirchner dem Te Deum in Buenos Aires fern und nahm stattdessen an Gottesdiensten
im Wallfahrtsort Lujan teil.
Am 25. Mai wird nun Erzbischof Mario Aurelio
Poli, Nachfolger Bergoglios in Buenos Aires, die Predigt halten. Beobachter erwarten
allerdings eine weniger kritische Auseinandersetzung. Poli, der im Februar von Franziskus
in den Kardinalsstand erhoben wurde, gilt als weniger politisch als sein Vorgänger.