Rebellengruppen haben
die Wasserzufuhr nach Aleppo unterbrochen. Seit den ersten Maitagen sitzt Syriens
zweitgrößte Stadt damit auf dem Trockenen, und die Menschen dürsten. Helft uns!, sagt
der Maristenbruder Georges Sabe aus Aleppo im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Wir
haben jetzt in Aleppo zunächst elf Tage ganz ohne Strom zugebracht; und dann, seit
zehn Tagen, kommt kein Tropfen Wasser mehr aus dem Wasserhahn. Die ganze Stadt ist
ohne Wasser. Die Leute gehen in die Kirchen oder Moscheen, die einen Brunnen im Hof
haben, und trinken das Brunnenwasser, auch wenn es kein Trinkwasser ist, oder benutzen
dieses Wasser zum Kochen. Man fürchtet, dass wegen diesem Wasser jetzt Krankheiten
aufkommen. Also, das ist die Realität – das ist unser tägliches Brot, so leben wir
in Aleppo schon seit zwei Jahren. Das heißt: Die letzten zwanzig Tage waren die schlimmsten.
Früher haben sich die Leute irgendwie arrangiert, was den Strom betrifft, aber ohne
Wasser geht es nicht. Man kann doch eine Bevölkerung nicht einfach dafür bestrafen,
dass sie in einer Stadt lebt! Man kann uns doch nicht einfach bestrafen, indem man
uns das Wasser abdreht!“
Aleppos Trinkwasser kommt – kam – aus dem Euphrat;
die letzte der Pumpstationen liegt innerhalb der Stadtmauern, eine, wie Bruder Georges
berichtet, „völlig elektronische Station“. Diese Station nun sei schon seit langem
in der Hand der Rebellen.
„Und jetzt haben sie beschlossen, die Wasserzufuhr
zu unterbrechen, vielleicht aus militärischen Gründen, ich habe keine Ahnung... Aber
die Realität ist, dass die Bevölkerung leidet. Sie hat das alles so satt! Wenn ich
Ihnen erzählen würde, in welchem Elend die Menschen leben, die ihr Zuhause verloren
haben – in den Kellern... Das kann man doch nicht zulassen, dass man ihre Lage noch
weiter verschlimmert, indem man ihnen das Wasser abdreht! Damit erhöht man doch das
Risiko, dass Krankheiten ausbrechen, man vergrößert die Leiden dieser Bevölkerung
ohne jeden Grund!“
Der Maristenbruder aus Aleppo würde gerne an die Gewissen
der Menschen im Westen rühren: „Man kann doch nicht schweigen!“, sagt er. Und er appelliert
an den Papst:
„Ich bitte ihn im Namen der ganzen syrischen Bevölkerung,
ganz gleich ob Christen oder Muslime, einen dringenden Appell an alle politischen
Instanzen und an die internationalen humanitären Organisationen zu richten, damit
wir wenigstens wieder Wasser bekommen. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!
Wir zählen auf die göttliche Vorsehung und auf die Solidarität der Menschen. Die Medien
müssten sich ins Zeug legen, es sollte Druck auf die Politiker der großen Mächte aufgebaut
werden, damit dieser schmutzige Krieg in Syrien endlich gestoppt wird. Wir können
all diese Grausamkeit in dieser Stadt nicht mehr ertragen! Da – ich weiß nicht, ob
Sie das gehört haben, aber ganz nah von uns ist jetzt gerade eine Granate explodiert...“