Das israelische Parlament - die Knesset - hat zu Ehren von Papst Johannes XXIII. eine
Sondersitzung abgehalten. Mit der Sondersitzung am 13. Mai wurde des Einsatzes des
vor kurzem heilig gesprochenen Papstes für die Rettung von Juden während der Shoah
gedacht. Zugleich wurde hervorgehoben, dass der Roncalli-Papst die Versöhnung zwischen
der katholischen Kirche und dem jüdischen Volk initiiert hatte. Der Vorsitzende der
Knesset, Yuli Edelstein, eröffnete die Sondersitzung mit dem Hinweis darauf, dass
sich Johannes XXIII. während der Shoah unermüdlich für die Rettung jüdischer Menschen
eingesetzt habe. Der spätere Papst sei eine wahrhaft humane Persönlichkeit gewesen.
Der frühere Minister und jetzige Oppositionsführer Isaac Herzog betonte bei der Sitzung,
Johannes XXIII. - damals Erzbischof Angelo Roncalli, Apostolischer Delegat in der
Türkei - habe während des Zweiten Weltkriegs alles getan, „um Juden zu retten“.
„Tiefes
Gefühl der Verantwortlichkeit“ Herzog erinnerte daran, dass sein Großvater,
der prominente Rabbiner Yitzhak Herzog, öfter in Istanbul mit Angelo Roncalli zusammengetroffen
sei, um ihm über das Schicksal der jüdischen Menschen in den von NS-Deutschland beherrschten
Gebieten zu berichten. Roncalli habe bei diesen Treffen geweint und daraufhin alles
unternommen, um Juden zu retten. Es sei ihm tatsächlich gelungen, tausende Menschen
in Sicherheit zu bringen, denen er Dokumente verschaffte und die Weiterreise in das
damalige britische Mandatsgebiet Palästina ermöglichte. U.a. habe Roncalli tausende
„Rettungs-Dokumente“ an den Apostolischen Nuntius in Budapest, Erzbischof Angelo Ratti,
übermittelt. Als Papst habe Johannes XXIII. eine revolutionäre Wende eingeleitet,
die dazu führte, dass das Judentum als älterer Bruder des Christentums gesehen wird,
alle negativen Bezugnahmen auf die Juden seien aus der christlichen Liturgie entfernt
worden, unterstrich Herzog. Johannes XXIII. habe den Juden durch sein „tiefes Gefühl
der Verantwortlichkeit“ in jeder Weise geholfen.
Eine besondere Geste Es
habe in der Geschichte des israelischen Parlaments noch nie einen mit der Sondersitzung
zum Gedenken an Johannes XXIII. vergleichbaren Vorgang gegeben, betonte der frühere
Immigrationsminister Yair Tzeven. Das Gedenken für Johannes XXIII. sei „von größter
Wichtigkeit“ für die Beziehungen der Juden zur christlichen Welt im allgemeinen und
insbesondere mit den Katholiken. Zugleich sei Johannes XXIII. ein Beispiel für die
Notwendigkeit, „Menschen unterschiedlicher Herkunft und Glaubensüberzeugung“ zusammenzubringen.
Wie die Stiftung „Pro Oriente“ erinnert, hatten bereits vor fünf Jahren zahlreiche
israelische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an den Staat Israel appelliert,
Johannes XXIII. im Hinblick auf seine Verdienste öffentlich zu ehren.