Mexiko: Die größte Gefahr ist die Gleichgültigkeit
Mexiko ist ein Durchgangsland,
Menschen aus dem Süden, aus Guatemala und Belize kommend, wollen in die USA, um dort
ein besseres Leben zu finden und der Armut zu entkommen. Im Land selber begegnen ihnen
aber Ausbeutung, Erpressung, Gewalt. Dazu kommt der Krieg um die Drogen, der unter
Banden und von Banden mit dem Staat mit wachsenden Opferzahlen geführt wird.
Die
Bischöfe Mexikos sind in diesen Tagen in Rom zu ihrem ad limina Besuch. Eugenio Andrés
Lira Rugarcía ist Weihbischof in Puebla und Generalsekretär der Bischofskonferenz.
Gegenüber Radio Vatikan betont er, dass die Kirche versuche, allen Christen zu helfen.
„Kirche im Aufbruch“ à la Franziskus bedeute in Mexiko, man dürfe nicht locker lassen
im Einsatz für die Armen und die Migranten. Das größte Problem dabei sei die Gleichgültigkeit
der Menschen gegenüber der Gewalt, so Lira Rugarcía:
„Wir können hier nicht
gleichgültig bleiben. Wir sagen, dass wir die untragbaren Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten
überwinden müssen. Es gibt Menschen, die sich mehr für das Leben der Kunst interessieren
als für das Leiden der Migranten, die sich unter einen Zug hängen, um bei der Flucht
die Menschenhändler nicht bezahlen zu müssen. Wir haben Statistiken und Zeitungsberichte
über Entführungen, Menschenhandel, ungestraft bleibende organisierte Kriminalität,
Erpressung, Gewalt und enthauptete Menschen, deren Körper in illegalen Gräbern auftauchen.
Und wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass in Mexiko mehr als 50 Millionen Brüder
und Schwestern, das ist fast die Hälfte der Bevölkerung, in Armut leben.“
Die
Bischöfe seien überzeugt, dass zu einer echten Reform des Landes auch eine innere
Reform der Menschen gehört. Nur eine Orientierung an einem authentischen Wertesystem
könne Lösungen bieten, welche die wachsenden Probleme langfristig überwinden könnten.
Die Kirche sehe ihren Platz genau an dieser Stelle. Die Indifferenz, in der die Kirche
nicht verharren will, müsse auch in der Gesellschaft überwunden werden, hier sieht
Eugenio Andrés Lira Rugarcía konkret die größte Herausforderung. Ein wichtiges Gebiet
hierfür, auf dem sich auch die Kirche engagiere, sei die Bildung, die eine ganzheitliche
sein müsse, so der Generalsekretär der Bischöfe des Landes. Man müsse Kinder und Jugendliche
erziehen, stattdessen würden sie ausgebeutet und buchstäblich weggeworfen. Daneben
fordern die Bischöfe auch politische Reformen und rechtliche Reformen, um der Gerechtigkeit
und dem Rechtsstaat im Land Halt zu geben. Man dürfe die Indifferenz nicht hinnehmen,
betont Lira Rugarcía immer wieder:
„Das kann nicht sein! Es gibt Menschen,
die das Nötigste zum Leben nicht haben, und Gleichgültigkeit macht zum Komplizen,
sie richtet sich gegen den Wert des menschlichen Lebens. Was wir brauchen ist eine
echte innere Reform, damit wir ein besseres Land werden können. Wir rufen die Gewissen
aller Mexikaner auf, um das zu schaffen. Jeder und jede, wo auch immer sie sind, müssen
das ihre dazu beitragen, niemanden dürfen wir ausschließen. Wir müssen die sinnlose
Wegwerfgesellschaft überwinden, die, wie Papst Franziskus sagt, die Wurzel aller sozialen
Übel ist.“