Es war ein Privatbesuch, und darum hatte ihn der Vatikan auch nicht angekündigt: Papst
Franziskus hat den Freitagabend in der Päpstlichen Diplomatenakademie verbracht. Das
wird jetzt durch einen Artikel in der Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“ bekannt.
Die sogenannte „Pontificia Accademia Ecclesiastica“ liegt in der römischen Innenstadt
hinter dem Pantheon; an ihr werden derzeit 29 Priester, die aus 16 Ländern kommen,
auf den Dienst an Päpstlichen Nuntiaturen in aller Welt vorbereitet.
Nach einem
gemeinsamen Stundengebet in der Kapelle des Palazzo hat sich der Papst in einem laut
Vatikanzeitung „einfachen, vertraulichen, familiären Klima“ den Fragen der künftigen
Vatikan-Diplomaten gestellt. Franziskus nannte dabei drei Dinge besonders wichtig
für ihre Ausbildung: Kompetenz, Brüderlichkeit und vor allem Gebet. Es sei wichtig,
freundschaftliche Beziehungen zu anderen Priestern aufzubauen, um nicht den Versuchungen
des Ehrgeizes und des Klatsches zu erliegen, so der Papst. Beim Gebet seien auch die
stillen Momente vor dem Tabernakel wichtig, um alle Schwierigkeiten, die man im Dienst
erlebe, vor den Herrn zu tragen.
Auch ein Vatikan-Diplomat sei zur Prophetie
berufen, so Papst Franziskus. Zur prophetischen Dimension gehöre zum einen die Erinnerung
an die Heilsgeschichte; ein Absolvent der „Accademia“ solle die Geschichte Gottes
mit dem Volk, unter dem er arbeitet, gut kennen. Zweitens bedeute es, einen sehr genauen
Blick auf die Gegenwart zu werfen. Als dritten Punkt nannte der Papst „die Utopie
der Zukunft“: Damit meint er das Nachdenken über mögliche Wege eines Volkes in eine
gute Zukunft. Auf diesen drei Pfeilern müsse ein Prophet aufbauen, um zur rechten
Zeit das Rechte zu sagen und zu tun.
Franziskus unterstrich nach Angaben des
„Osservatore“ die Wichtigkeit des diplomatischen Dienstes des Vatikans. Die Vertreter
des Papstes sollten ein gutes Verhältnis zu den Bischöfen des Landes, in dem sie auf
Posten seien, pflegen. Nach diesem Frage-Antwort-Moment nahm der Papst auch noch am
Abendessen teil, bevor er wieder in den Vatikan zurückfuhr.