2014-05-03 11:59:07

Papst an Sri Lankas Kirche: Sauerteig der Versöhnung


Papst Franziskus hat Sri Lankas Kirche ermutigt, in ihrem Land Dialog und Versöhnung weiter voranzutreiben und sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Sri Lankas Bischöfe waren an diesem Samstag zu ihrem Ad-limina-Besuch im Vatikan; bereits vor wenigen Monaten hatte der Papst in Rom eine Pilgergruppe aus Sri Lanka empfangen.


Versöhnung und Aufklärung

Die Schatten des über zwei Jahrzehnte währenden Bürgerkrieges lasten immer noch schwer auf dem Verhältnis der ethnischen Gruppen. Zwischen 80.000 und 100.000 Menschen kamen in dem Konflikt, der 2009 offiziell für beendet erklärt worden war, schätzungsweise ums Leben. In dem Inselstaat leben überwiegend buddhistische Singhalesen und hinduistische Tamilen. Katholiken sind in beiden ethnischen Welten vertreten. Sie könnten als „Sauerteig“ in der Gesellschaft einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau einer gerechten und friedlichen Gesellschaft leisten, so der Papst laut Redetext an diesem Samstag.


„Sri Lanka braucht besonders diesen Sauerteig. Nach vielen Jahren des Kampfes und Blutvergießens, ist der Krieg in eurem Land endlich zu Ende gegangen. In der Tat ist neue Hoffnung erwacht, weil sich die Menschen nun darum sorgen, ihr Leben und ihre Gemeinschaften neu aufzubauen.“


Die Bischöfe hatten in einem Hirtenbrief jüngst zu Versöhnung, zur Achtung der Menschenrechte und zur Überwindung ethnischer Spannungen in Sri Lanka aufgerufen. In dem von Kardinal Malcolm Ranjith unterzeichneten Schreiben hatten sie dabei die Regierung und die Opposition eindringlich dazu aufgerufen, in Sri Lanka endlich einen gemeinsamen Aufklärungs- und Versöhnungsprozess auf den Weg zu bringen. Papst Franziskus ermutigte Sri Lankas Kirche, auf diesem Weg weiterzugehen:


„Ich möchte mich euch anschließen und ein besonderes Wort des Trostes an alle richten, die geliebte Menschen während des Krieges verloren haben und nicht wissen, was mit ihnen geschah. Einer trage des anderen Last, wie der heilige Paulus schrieb: Mögen unsere Gemeinschaften, standhaft im Glauben, denen nahe sein, die trauern und unter den bleibenden Wirkungen des Krieges leiden.“


In Sri Lankas katholischer Kirche sind sowohl ethnische Singhalesen und Tamilen vertreten, erinnerte der Papst. Damit könne sie in besonderer Weise ein Zeichen der Einheit setzen, ja sei ein „lebendes Bild der Einheit“: Beide ethnische Gruppen legten in Gemeinden, Schulen, Sozialprogrammen und anderen Einrichtungen der Kirche Zeugnis über ein friedliches Miteinander ab. Über diese Einrichtungen habe die Kirche zugleich ihr Ohr ganz nah am Volke, fuhr der Papst fort. Sie wisse so genau, was die Menschen umtreibt und könne bei Spannungen zwischen den Volksgruppen vermitteln.


Soziale Gerechtigkeit unterbindet Gewalt

Explizit würdigte der Papst in diesem Zusammenhang den Einsatz der Kirche in Sri Lanka für Bildung, Gesundheitsversorgung und die Armen. Angesichts der aufstrebenden Wirtschaft des Landes sei vor allem die Fürsorge für die ärmsten und schwächsten Glieder der Gesellschaft wesentlich, unterstrich Franziskus. Und er griff an dieser Stelle einen Gedanken aus seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ auf:


„Während euer Land vom Wirtschaftswachstum profitiert, wird dieses prophetische Zeugnis des Dienstes und Mitleids umso wichtiger: Es zeigt, dass die Armen nicht vergessen werden dürfen und Ungleichheit nicht wachsen darf. Euer Dienst und Wirken muss für das Einschließen aller in die Gesellschaft arbeiten, denn es ist unmöglich, Gewalt zu unterbinden, denn solange Exklusion und Ungleichheit in der Gesellschaft und zwischen den Menschen nicht aufgehoben sind, wird es unmöglich sein, Gewalt zu unterbinden.“


Mit Blick auf wachsenden religiösen Extremismus in Sri Lanka ermutigte der Papst die Bischöfe, den interreligiösen Dialog und die Ökumene im Land umso stärker voranzutreiben und ein regelrechtes Netz des Friedens zu bilden. Die Glaubensgemeinschaften dürfe sich von den Terroristen nicht einschüchtern lassen:


„Taten der Einschüchterung betreffen auch die katholische Gemeinschaft, und so ist es umso notwendiger, die Leute in ihrem Glauben zu bestärken. Die Initiativen der Kirche, kleine Gemeinschaften zu bilden, die auf das Wort Gottes konzentriert sind und das Mitleid des Volkes fördern sind exemplarische Wege, die Gläubigen der Nähe Christi und seiner Kirche zu versichern.“


Mit Bezug zur kommenden Weltbischofssynode zur Ehe- und Familienpastoral ging der Papst auch auf das Thema Familie in Sri Lanka ein. Der Krieg habe in dem Land viele zerrissene Familien hinterlassen und viele Menschen in die Arbeitslosigkeit gestürzt. Zugleich nehme die Zahl gemischter Ehen in dem Land zu. Hier habe die Kirche große Herausforderungen zu bewältigen. Der Einsatz für die Familie komme der ganzen Gesellschaft zugute, fuhr der Papst fort, hier müsse die Kirche eng mit der Regierung und anderen Religionen zusammenarbeiten.


Immer mehr Priester

Positiv hob der Papst die große Zahl der Priesterberufungen in Sri Lanka hervor: Sie sei „ein großer Segen“ und „Frucht der missionarischen Samen, die vor langer Zeit gesät wurden“, erinnerte Franziskus an die Geschichte des Christentums in dem Inselstaat. Er rief hier die Kirche des Landes dazu auf, für eine umfassende und praktisch orientierte Ausbildung des geistlichen Nachwuchses zu sorgen. Weiter würdigte Franziskus den Beitrag der Ordensgemeinschaften und der Laien – vor allem in ländlichen Gebieten und im Bereich der Bildung sei ihr Beitrag nicht zu unterschätzen.
(rv 03.05.2014 pr)








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