2014-05-01 13:32:54

Tag der Arbeit: „Arbeit heißt Würde, Brot nach Hause bringen und lieben"


RealAudioMP3 „Ich bitte die politischen Verantwortungsträger zwei Dinge nicht zu vergessen: die Würde des Menschen und das Gemeinwohl.“ Mit diesem Tweet zum Ersten Mai hat sich aus dem Vatikan Papst Franziskus zu Wort gemeldet. Erster Mai, der Tag der Arbeit, ist auch im Vatikan arbeitsfrei: Es ist das Fest Josefs des Arbeiters. Im vergangenen September hat Franziskus bei einer Begegnung mit Repräsentanten der Arbeit – unter ihnen vielen Arbeitslosen – in Cagliari auf Sardinien eine spontane Grundsatzrede zum Thema gehalten. Viele jünger und ältere Menschen hatten damals auf der Hafenpromenade der sardischen Provinzhauptstadt ihrer Enttäuschung über die Vorgänge in der modernen Arbeitswelt Luft gemacht. „Arbeit! Arbeit“ tönte es, und manch Beobachter fühlte sich an eine Gewerkschaftsdemonstration erinnert. Papst Franziskus hörte die Menschen und beschloss, seine vorbereitete Rede zur Seite zu legen. Hier einige Auszüge aus seiner spontanen Rede:

„Wo es keine Arbeit gibt, fehlt die Würde! Und das ist nicht nur ein Problem Sardiniens – aber hier ist es groß! –, es ist nicht nur das Problem Italiens oder einiger Länder Europas, es ist die Folge einer globalen Entscheidung, eines ökonomischen Systems, das zu dieser Tragödie führt; ein Wirtschaftssystem, in dessen Zentrum ein Götze steht, der Geld heißt. …

Das Geld regiert! Es regieren alle diese Dinge, die ihm dienen, diesem Götzen. Und was geschieht? Um diesen Götzen zu verteidigen drängen sich alle im Zentrum zusammen und die an den äußeren Rändern fallen heraus, die Alten fallen, weil es in dieser Welt keinen Platz für sie gibt. … Und es fallen die jungen Menschen, die keine Arbeit finden und damit auch nicht ihre Würde. … Es ist schwierig, Würde zu haben, ohne zu arbeiten.

Das ist euer Leiden hier. Das ist eure Bitte, die ihr da drüben gerufen habt: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Das ist eine notwendige Bitte. Arbeit, das heißt Würde, Arbeit, das heißt, Brot nach Hause zu bringen, Arbeit, das heißt lieben! Um dieses götzendienerische Wirtschaftssystem zu verteidigen, führt man die »Wegwerf-Kultur«, die Kultur der Ausgrenzung ein: die Großeltern und die Jugendlichen werden ausgegrenzt. Und wir müssen Nein sagen zu dieser Kultur der Ausgrenzung. Wir müssen sagen: Wir wollen ein gerechtes System! Ein System, das uns alle vorwärts gehen lässt. Wir müssen sagen: Wir wollen dieses globalisierte Wirtschaftssystem nicht, das uns sehr schadet! Im Mittelpunkt müssen der Mann und die Frau stehen, wie Gott es will, und nicht das Geld!...

Aber euch, euch allen, jenen, die Arbeit haben, und jenen, die keine Arbeit haben, sage ich: Lasst euch die Hoffnung nicht rauben! … Die Hoffnung ist etwas, das euch angeht und das uns angeht. Sie geht alle an! Deshalb sage ich euch: Lasst euch die Hoffnung nicht rauben!“

Im Anschluss betete Franziskus vor den Anwesenden ein Gebet:

„Herr und Gott, blicke auf uns!
Blicke auf diese Stadt, diese Insel. Blicke auf unsere Familien.
Herr, dir hat die Arbeit nicht gefehlt, du warst Zimmermann, du warst glücklich.
Herr, uns fehlt die Arbeit.
Die Götzen wollen uns die Würde rauben. Die ungerechten Systeme wollen uns die Hoffnung rauben.
Herr, lass uns nicht allein. Hilf uns, einander zu helfen; dass wir ein wenig den Egoismus vergessen und wir im Herzen das „Wir“ spüren; wir als Volk, das vorangehen will.
Herr Jesus, dir hat die Arbeit nicht gefehlt, gib uns Arbeit und lehre uns, für die Arbeit zu kämpfen, und segne uns alle. Im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“


(rv 01.05.2014 gs)








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