Noch 44 Tage bis zur
Weltmeisterschaft in Brasilien. Die Vorfreude hält sich in Grenzen, die Negativ-Berichterstattung
erinnert an die olympischen Winterspiele in Sotschi. Umsiedlungen, Korruption, Gewalt.
Erst
an diesem Montag brannten Autos und Busse. Die Menschen demonstrieren, weil die Polizei
in Rio de Janeiro die Favelas stürmt. Sie greifen härter ein und wollen die Kriminalität
vor der WM verringern. Dabei wurde ein 17-jähriger Drogendealer von der Polizei erschossen,
unlängst auch eine 72-jährige Frau. Das löst Proteste aus. Klemens Paffhausen erzählt
im Gespräch mit Radio Vatikan, wie die Lage vor Ort aussieht. Der Brasilien Referent
beim Hilfswerk Adveniat war Mitte April noch vor Ort .
„Ich habe den Eindruck,
dass im Moment noch die Skepsis überwiegt. Es hat Demonstrationen gegeben, die unerwartet
in die Breite gegangen sind. Menschen haben angefangen sich sehr kritisch mit den
enormen Summen auseinander zusetzen, die für Stadien ausgegeben wurden. Das Wirtschaftswachstum
ist gegeben , aber die Bereiche Bildung und Gesundheit kommen einfach zu kurz."
Die
Unruhen unterstreichen erneut die Schwierigkeiten der Polizei, vor der Fußball-Weltmeisterschaft
im Sommer in Rio de Janeiro und anderen Austragungsorten für Ruhe zu sorgen. Die Polizei
geht in den Armenvierteln von Rio seit Wochen verstärkt gegen Drogenbanden und andere
Kriminelle vor, doch führt das immer wieder zu blutigen Feuergefechten. Ein weiteres
vielkritisiertes Problem der WM sind die Bauten der Stadien. Viele sind überteuert,
viele kosten sogar Menschenleben.
Viele Menschen müssen umgesiedelt werden
für die Stadien - ein Beispiel Manaus. Den Menschen wurden Ersatzkosten versprochen,
bekommen haben sie diese nur über sehr komplizierte Umwege. Enorme Kosten der Konstruktion
und dann die Frage, ob das Stadion danach jemals wieder genutzt wird. Die katholische
Kirche hilft, wo sie kann:
„Die Kirche ist die älteste Protestbewegung vor
Ort. Schon seit Jahren aktiv um für die Rechte der Menschen zu kämpfen. Dort wo Defizite
sind hilft die Kirche - Gesundheit, Bildung und Sicherheit."
Die Menschen
bleiben also skeptisch, betont Paffhausen. Die Polizei versucht nun die Favelas zu
„befrieden" mit einer eigenen Spezialeinheit der Polizei. Sie dringen in die No-Go-Areas
vor und wollen die Zonen „entwaffnen". Dies sei erst bei 30 von 750 gelungen.