450. Geburtstag von William Shakespeare: Ein großer Gotteszweifler
Wenige Menschen haben die europäische Kultur so sehr geprägt wie der englische Theater-Schriftsteller
William Shakespeare. Vor 450 Jahren wurde er geboren, Pater Bernd Hagenkord erinnert.
„Ich glaube,
er hat ein großes Zweifeln an Gott in seinen Stücken drin". Das sagt der Regisseur
Christian Stückl dem Münchner Kirchenradio. Er sehe in den Werken Shakespeare vor
allem abgründige Seiten: „Mir fällt kein Stück von ihm mit einem richtigem Happy End
ein, nicht einmal in den Komödien", so der Leiter der Oberammergauer Passionsspiele
und Intendant des Münchner Volkstheaters. Stückl wird im Sommer mit Oberammergauer
Laienschauspielern Shakespeares „Sommernachtstraum" auf die Bühne bringen. Die Monologe
und Dialoge dieser Komödie wirksam zu gestalten, falle ihm dabei viel schwerer als
die großen Massenszenen der Passion, so Stückl.
Er selber habe von diesem Autor
gelernt, „jede Bühnenfigur zwei- und dreimal zu hinterfragen", das gelte auch für
seine Inszenierungen des Passionsspiels und die Darstellung der Person Jesu. „Man
kann nicht sagen, die ist so wie sie ist. Wir werden uns immer wieder auf die Suche
machen müssen nach der eigentlichen Figur."
In seinen eigenen Stücken seien
Shakespeares Charaktere nie von christlichen Hoffnungsgedanken getragen, die Bühnengestalten
des englischen Klassikers seien vielmehr von den im Christentum beschriebenen sieben
Todsünden getrieben, stünden letztlich aber gottverlassen da:
„Wenn man sich
den König Lear anschaut, der draußen auf dem Feld völlig verzweifelt ist, weil seine
Töchter nicht das tun, was er gedacht hat und das Gefühlt hat, dass er von den Menschen,
die ihn umgeben, hintergangen wird, dann ist er kein Hiob, der zu Gott findet oder
mit Gott streitet, sondern er ist in einer unglaublichen Einsamkeit. Das merkt man
bei Shakespeare ganz oft, dass er eher einen Zweifel an Gott in seinen Stücken unterbringt
und dass er sagt, dass der Mensch am Ende ganz auf sich geworfen bleibt und ganz alleine.
Das ist viel mehr Shakespeare als dass er sich zu Gott hinwendet oder Gott ins Spiel
bringt.“
Stückl hat in seiner Theaterkarriere bereits zahlreiche Shakespearedramen
inszeniert. Darunter „Hamlet", „Richard III." und verschiedene Male den „Sommernachtstraum",
einmal sogar in Indien, wo Stückl regelmäßig den Sommer verbringt. Besonders herausgefordert
fühlt er sich noch von „Macbeth", „König Lear" und „Der Sturm". "Die werden in der
nächsten Zeit irgendwann drankommen müssen", kündigte Stückl in der Literatursendung
des Münchner Kirchenradios an. Allerdings wolle er dabei mit Profischauspielern arbeiten.
Wegen der großen und schwierigen Monologe sei das für Laienschaupieler wie in Oberammergau
„nicht ganz das Richtige".
William Shakespeare wurde 1564 in Stratford
upon Avon geboren. Nach allgemeiner Überlieferung wurde er an einem 23. April geboren,
verbürgt ist das Taufdatum drei Tage später [unser Foto zeigt die Eintragung ins Taufregister].
Er starb am 23. April 1616. Die jüngere Forschung beschäftigt sich stark damit, ob
der Klassiker nicht sogar katholisch war. Sein Vater und andere enge Angehörige praktizierten
den alten Glauben möglicherweise weiter, als er im protestantischen England bereits
verboten war. Shakespeare hatte auch Kontakt zu verschiedenen katholischen Adeligen,
die illegal Priester versteckten und dafür auch mit dem Tod bestraft wurden. Im „Hamlet“
wird zudem auf das Fegefeuer angespielt, das von der protestantischen Theologie entschieden
abgelehnt wurde.