Gebet und Verkehrschaos in der Nacht vor der Heiligsprechung
Massen an Pilgern sind an diesem Wochenende zur Heiligsprechung nach Rom gereist.
In der Innenstadt hatten 13 Kirche ihre Pforten die ganze Nacht geöffnet. Florian
Gepp hat sich in die Menschenmenge gewagt, um die Stimmung am Vorabend des großen
Ereignisses einzufangen.
Überall rot-weiße Fahnen und das Bild Johannes
Pauls II. Man könnte den Eindruck haben, dass so viele Polen wie möglich bei der Heiligsprechung
„ihres Papstes“ dabei sein wollten. Allein 1.700 Busse sollen aus dem Land nach Rom
gekommen sein. Die Kirche Sant`Agnese an der Piazza Navona im historischen Stadtzentrum
platzt aus allen Nähten, so dass die Nachtwache mit Gebet und Gesang auf den Platz
verlegt werden muss. Dort wurden Isomatten und Zelte aufgebaut. Man bereit sich auf
eine lange Nacht vor. Ein rot weiß gekleideter Mann trägt mindestens 20 Pizzen zu
einer Gruppe. Auch viele Jugendliche haben sich auf den Weg in die Ewige Stadt gemacht.
Was bedeutet Johannes Paul II. und die Heiligsprechung für sie? Das fragen wir zwei
junge Polen.
„Er war unser Papst aus Polen! Und ich meine, wir wollten
hier in diesen Tagen mit dabei sein... Heute Nacht werden wir aber noch so viele Sehenswürdigkeiten
anschauen und uns dann auf den Weg zum Vatikan machen.“
Doch
nicht nur Polen sind in Rom, auch aus Frankreich sind nach Angaben der Gemeinde 1.000
Pilger angereist. Samstagnacht ist auch die Nationalkirche der Franzosen San Luigi
dei Francesi geöffnet. In der Kirche sind Schlafsäcke ausgerollt und die Pilger sitzen
auf dem Boden, weil die Bänke alle vollbesetzt sind.Verschiedene Gemeinschaften stimmen
in der Kirche Lieder an und singen und beten die ganze Nacht. Bis 5 Uhr soll die Kirche
geöffnet sein. Auf den Straßen der römischen Altstadt ist von vielen Pilgern zu hören,
dass Johannes Paul ihr eigenes Leben geprägt habe. Ein Pilger aus Frankreich:
„Johannes
Paul II. war in meinem Leben sehr präsent. Ich habe an dem Weltjugendtag 1989 in Santiago
de Compostela teilgenommen und danach auch in Paris. Er hat mein intellektuelles Leben
geprägt, weil ich Philosophielehrer bin, und da habe ich viele Bücher von Karol Wojtyla
gelesen. Ich bin auch mit Freunden schon zu Seligsprechung gefahren, und das war eine
kirchliche und eine familiäre Erfahrung.“
Schon um 19 Uhr am
Vorabend der Heiligsprechung strömen die ersten Menschen Richtung Petersplatz. Viele
übernachten in Zelten oder nur auf Isomatten auf den Wiesen und Straßen um die Engelsburg.
Es wird gesungen und gefeiert. Oft hört man auch das Halleluja. Man freut sich auf
die Heiligsprechung der beiden Päpste. Man hofft auf einen guten Platz, wenn möglich
sogar auf dem Petersplatz. Eine amerikanische Pilgerin:
„Bei der Heiligsprechung
zweier so großer Päpste zu sein, ist eine tolle Erfahrung. Deshalb sind wir ja heute
Abend schon hier und versuchen zu schlafen.“
Für Autofahrer
ist der Abend nicht so andächtig. Da die Straßen rund um den Vatikan gesperrt sind
herrscht bis in die Nacht ein Verkehrschaos in den umliegenden Straßen.