Mitten in der Krise: Papst spricht mit dem ukrainischen Premier
Papst Franziskus hat
an diesem Samstag den ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk in Audienz
empfangen. 18 Minuten lang sprachen sie über die Krise in der Ukraine; anwesend waren
eine vierköpfige ukrainische Delegation und ein Übersetzer, berichtet die italienische
Nachrichtenagentur. Inhalt der freundschaftlichen Gespräche zwischen Papst und Premier
waren die kontrukive Zusammenarbeit aller Beteiligten an einer politischen und sozialen
Stabilisierung der aktuellen Situation und auch die Rolle der Kirche und der religiösen
Organisationen. Jeder Gläubige sei aufgerufen, die gegenseiteige Achtung und die Harmonie
zu fördern. Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft werden angestrebt. Papst
Franziskus hat bereits am Ostersonntag öffentlich zu Frieden und Aussöhnung in der
Krisenregion aufgerufen. Jazenjuk wird nicht an den Heiligsprechungen vom Sonntag
teilnehmen, die Lage in seinem Land ist zu kritisch.
In der Ostukraine haben
pro-russische Separatisten einen Bus mit dreizehn OSZE-Beobachtern in ihre Gewalt
gebracht. Nun wollen die G-7 Staaten weitere Sanktionen über Russland verhängen, da
es die Spannungen nicht eindämme und nichts tue, um den in Genf verhandelten Friedensplan
zu realisieren. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine steht vor einer Eskalation:
Entführungen, Spionage, Misshandlungen, militärisches Säbelrasseln.
In Kiew
hat Radio Vatikan den Geistlichen Don Oleksandr Khalayim erreicht, der in der Nähe
des Maidan in der Stadt Horodok lebt und arbeitet. Er berichtet:
“Die Zeichen
der Kämpfe sind immer noch da: die verbrannten Autos, die ausgebrannten Häuser, und
dann all diese Fotos der Menschen, die auf dem Maidan gestorben sind… Unter den Zelten
auf dem Maidan gibt es eine Kapelle, ein Zelt für die Ärzte und so weiter.“
Das
Land lebe in großer Angst, so Khalayim. Vor zwei bis drei Monaten sei der Maidan voller
Menschen gewesen, aber nicht alle hätten hinter den Protesten gestanden; jetzt hingegen
seien alle vereint. Sie hofften noch auf eine friedliche Lösung, aber die Angst vor
einem Krieg sei groß, so Khalayim.
„Die Städte in der Ostukraine, Slawjansk
und Kramatorsk, sind total abgeriegelt. Gestern wurden per Hubschrauber Flugblätter
abgeworfen, wie die Bevölkerung sich nun zu verhalten hat, wie man in diesen Zeiten
der Besetzung leben soll.“
Man solle zuhause bleiben und Demonstrationen
meiden, weil dort auch Bewaffnete sein könnten, resümiert der Geistliche. Die Kirche
helfe, wo sie kann, und bete für den Frieden.
„Wir helfen den Familien
am Maidan. Es gibt jetzt noch mehr seelisch und psychisch Verletzte als davor.“