Hubert
Gaisbauer: Ein Heiliger werden kann jeder. Lebendig glauben mit Johannes XXIII. Eine
Besprechung von Pater Bernd Hagenkord
Das Heilmittel der Barmherzigkeit
anwenden: Was wie ein vertrauter Satz Papst Franziskus’ klingt, stammt aus der Eröffnungsansprache
des Zweiten Vatikanischen Konzils von Papst Johannes XXIII., der an diesem Sonntag
heilig gesprochen wird. Nichts Besonderes, könnte man sagen, ist es doch jesuanisch
und biblisch und Grundbestand des Christlichen. Trotzdem scheint es so, dass es immer
wieder neu entdeckt werden muss.
Hubert Gaisbauer hat ein Buch darüber geschrieben,
wie diese Entdeckung im Leben von Papst Johannes geschehen ist, oder besser: bei Angelo
Giuseppe Roncalli, wie der Papst mit bürgerlichem Namen hieß. Es ist eine überblickshafte
Biographie, die das geistliche Leben des neuen Heiligen von seiner Kindheit her erschließen
soll, aber nicht nur intellektuell, sondern auch für das eigene geistliche Leben.
Die geistliche und kirchliche Entwicklung Roncallis dient als roter Faden, an dem
die Entwicklung des Menschen nachvollzogen und erklärt wird. Aber es bleibt nicht
bei Erklärungen.
So finden sich neben Abschnitten aus dem Leben des Priesters,
Diplomaten, Bischofs und Papstes Texte aus seinen Briefen oder aus Predigten, abgesetzt
vom normalen Text. Es finden sich – ebenfalls sehr gut hervorgehoben – Ausflüge in
Kultur und Spiritualität, die den jeweiligen Abschnitt verstehen helfen oder ergänzen.
Damit
entsteht mehr als eine Biographie, damit entsteht eine geistliche Lebensbeschreibung. Immer
wieder tut Gaisbauer das auch mit aktuellen Bezügen, etwa auf das dynamische Verständnis
von Tradition, dass Johannes XXIII. mit Franziskus teilt. Das Ganze ergibt so eine
Biografie, die, wie der Untertitel sagt, dabei helfen soll, lebendig zu glauben und
damit die Frage zu beantworten, warum Papst Johannes heilig gesprochen wird und was
uns das heute sagt. Es ist kein Geschichtsbuch, das vor uns liegt, sondern eine gut
geschriebene geistliche Lebensbeschreibung. Denn Papst Johannes ist nicht von gestern.
Das
Buch ist im Tyrolia Verlag erschienen und kostet etwa 20 Euro.