2014-04-22 14:02:47

Bosnien-Herzegowina: Franziskaner warten gelassen auf Entscheidung über Medjugorje


RealAudioMP3 Gelassen sehen die Franziskaner von Medjugorje den Ergebnissen der offiziellen vatikanischen Untersuchung zu den angeblichen Marienerscheinungen im Wallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina entgegen. Wie Pater Marinko Sakota, Pfarrer von Medjugorje, vor Ort im Gespräch „Kathpress" und weiteren österreichischen Journalisten sagte, hoffe er auf eine Entscheidung in Rom, Medjugorje zu einer Art „offizieller Gebetsstätte" zu ernennen. Die zuständige bosnisch-herzegowinische Bischofskonferenz hatte sich 1991 in Leitlinien zurückhaltend zu dem Phänomen geäußert und offizielle Wallfahrten nach Medjugorje untersagt.

Eine von Kardinalvikar Camillo Ruini geleitete Untersuchungskommission hat im Jänner diesen Jahres ihre dreijährigen Arbeiten abgeschlossen. Die Kommission sollte im Auftrag der Glaubenskongregation die Vorgänge in und um Medjugorje überprüfen. Dabei ging es in erster Linie nicht um die Marienerscheinungen selbst, sondern vielmehr um den Pilgerbetrieb und das geistliche Leben an dem Ort. Eine Entscheidung dazu trifft der Papst, was vermutlich aber noch einige Zeit dauern dürfte.

Die Marienerscheinungen in Medjugorje sollen am 24. Juni 1981 begonnen haben. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen und an unterschiedlichen Orten lebenden Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Drei der Seherinnen und Seher sollen noch täglich Erscheinungen haben, die anderen drei fallweise. Mit einer offiziellen Äußerung des Vatikan zu einer möglichen Echtheit der Privatoffenbarungen ist nicht zu rechnen, solange diese noch andauern. Pater Marinko zu den vermeintlichen Erscheinungen: „Erscheinungen kann man nicht anerkennen. Man kann nur daran glauben."

Wie Pater Marinko sagte, würden die Botschaften der Gottesmutter keine neuen kirchlichen Lehren beinhalten. Die „Gospa" rufe lediglich die kirchlich-christliche Botschaft in Erinnerung und ermutige vor allem zum Gebet, zum Fasten und zur Beichte. „Medjugorje ist vor allem eine Schule, wie man zum Frieden kommt. Zum Frieden in und mit sich selbst, mit anderen und in der ganzen Welt", so der Pater.

Für Aufsehen hatte im vergangenen November eine Äußerung von Papst Franziskus bei der täglichen Frühmesse gesorgt: „Die Madonna ist eine Mutter, die uns alle liebt, und keine Oberpostbeamtin, die uns täglich Botschaften schickt." Diese Bemerkung wurde umgehend als Stellungnahme gegen die Marienerscheinungen in Medjugorje interpretiert. Der Papst hatte Medjugorje freilich nicht direkt angesprochen.

Pilger- und Tourismusboom

Medjugorje ist eine wirtschaftliche Enklave im krisengeschüttelten Bosnien-Herzegowina. Dank des Pilgeransturms gibt es so gut wie keine Arbeitslosigkeit, nach wie vor werden Hotels und Apartments gebaut. Wie viele Pilger jedes Jahr nach Medjugorje kommen, konnte der Pfarrer nicht genau beantworten. 2013 habe man aber auf jeden Fall 1.870.000 Hostien benötigt, so Pater Marinko.

Die Pfarre selbst wurde 1892 gegründet. In den 1930er-Jahren musste die damalige baufällige Kirche abgerissen werden und eine neue große Kirche wurde für die damals rund 5.600 Einwohner errichtet. Als im Jahr 1981 die vermeintlichen Marienerscheidungen begannen, hatte Medjugorje nur mehr halb so viele Einwohner, die Kirche wirkte für den kleinen Ort überdimensioniert, was sich dank der Pilger aber bald ändern sollte. Heute hat der Ort wieder so viele Einwohner wie in den 1930er-Jahren. Im Bosnienkrieg (1992-95) war Medjugorje dank massiver kroatischer Militärpräsenz von Kampfhandlungen fast gänzlich verschont geblieben.

Der Wirtschafts- und Tourismusboom dürfe aber nicht die religiöse Botschaft von Medjugorje überdecken, stellte der Pater klar. Die Franziskaner betreuten seit jeher die Pfarre und sind auch für das Pilgerwesen verantwortlich. In der Herzegowina sind die Franziskaner überhaupt seit 400 Jahren tätig.

Medjugorje habe sich immer gegen vielfältigen Widerstand behaupten müssen, so der Franziskanerpater. Sei es das kommunistische Regime in den 1980er-Jahren gewesen oder auch die Amtskirche. Das Verhältnis zur Diözese Mostar war oftmals getrübt. Auch der jetzige Bischof Ratko Peric glaubt nicht an die Echtheit der Erscheinungen, wie Pater Marinko bestätigte. Das sei freilich auch das gute Recht des Bischofs. Das Verhältnis von Medjugorje zur Diözese bezeichnete der Pfarrer derzeit als gut.

(kap 22.04.2014 gs)








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