Osterbotschaften, von zwei bald heilig gesprochenen Päpsten
Ostern in Rom hat
schon immer Tausende von Pilgern angezogen. In den letzten Jahrzehnten hatten viele
sogar die Chance, die Osterfeierlichkeiten mit einem Heiligen zu erleben: mit Johannes
XXIII. nämlich, oder später mit Johannes Paul II. Ein Blick zurück auf ganz besondere
Osterfeste, von Stefan Kempis.
17. April 1960: ein Ostersonntag im Kalten Krieg.
Papst Roncalli erteilt den Segen Urbi et Orbi von der Mittelloggia des Petersdoms.
Die Ton-Aufnahme hört sich fast wie von heutzutage an: Jubel, Hymnen, Grüße in mehreren
Sprachen. Das Bild aber ist ein anderes: Johannes trägt ein goldglitzerndes Meßgewand,
Zeremonialhandschuhe und die Tiara, die Krone der Päpste – erst sein Nachfolger Paul
VI. wird sie niederlegen, während des Konzils, das jetzt, 1960, noch Zukunftsmusik
ist.
„Oh Jesus, Retter und Erlöser“, betet Papst Johannes in seiner Osterbotschaft,
„dir gilt unsere Liebe heute und immerdar! Du ermunterst uns und alle, die um deines
Namens und deines Evangeliums willen leiden. An diesem Osterfest, oh Jesus, erneuern
wir dir das Versprechen unserer Treue: Wir werden unserer Verantwortung gerecht werden,
die das Leben uns abverlangt, in religiöser, in bürgerlicher und in sozialer Hinsicht.
Oh Jesus, Sieger über Tod und Sünde, wir sind die Deinen, und die Deinen wollen wir
bleiben! Wir und unsere Familien, mit allem was uns lieb und teuer ist – immer die
Deinen! Gib uns deinen Segen und verteile deinen Frieden über die ganze Welt, oh Jesus!
So wie du es an Ostern bei deinen Erscheinungen gesagt hast: Fürchtet euch nicht –
ich bin es! Der Friede sei mit euch!“
Johannes zitiert die Worte Jesu auf Latein
– das ist, damals, immer noch die Sprache der Liturgie. „Pax vobis“, das erinnert
daran, wie sehr ihm der Friede auf Erden ein Anliegen ist. In zwei Jahren wird der
Papst während der Kubakrise per Radio Amerikaner und Sowjets drängend zum Frieden
mahnen, in drei Jahren eine eigene Friedensenzyklika schreiben: Pacem in terris. Heute,
am Ostersonntag 1960, grüßt er von der Petersloggia nur in wenigen Sprachen – immerhin,
Deutsch ist dabei.
Ein Zeitsprung: Wieder April, aber das neue Jahrtausend
ist da. Ostern 2003. Der Papst heißt Johannes Paul II. Die Berliner Mauer ist gefallen,
die Twin Towers auch; der ‚Eilige Vater’ hat auf Pastoralreisen Katholiken in fast
allen Teilen der Welt besucht. Bei einer Generalaudienz in der Karwoche meditiert
er, die Stimme schon deutlich von seiner Parkinson-Krankheit angegriffen, über das
Geheimnis von Ostern.
„Wie eine große Wandlung stellt sich das Ostergeheimnis
dem Auge unseres Glaubens dar. Vom Tod zum Leben, vom Dunkel zum Licht, von der Trauer
zum Jubel führt uns das Kreuzesopfer Jesu.“ Das Opfer Jesu sei „der Ursprung unserer
Erlösung“, so Papst Johannes Paul. „Jesus gibt sich uns zur Speise. Er nimmt unsere
Schuld auf seine Schultern. Aus ihm ersteht das neue Leben der Kinder Gottes.“ Und
er schlägt den Bogen ins Heute, anderthalb Jahre nach den Attentaten des 11. September:
„Kreuz und Auferstehung prägen auch unsere Zeit. Die Passion Christi setzt sich fort
in der Not und im Leiden der Menschheit. Im Ostergeheimnis feiern wir, dass Gewalt,
Haß und Tod nicht das letzte Wort haben: Jesus, der Herr, bringt uns den endgültigen
Sieg des Lebens!“
„Evangelium vom Leben“, Evangelium Vitae – so hieß vor ein
paar Jahren, 1995, eine Enzyklika von Papst Wojtyla. Ja zum Leben, das ist einer der
wichtigsten Akzente seines langen Pontifikats. „Lasst euch in diesen Tagen von Maria,
der Mutter Jesu führen. Sie harrte unter dem Kreuz aus und wurde Zeugin der Auferstehung.
Christus hat den Tod besiegt. Seine Gnade begleite euch alle!“
Zwei Jahre später,
an Ostersonntag 2005, ist Johannes Paul zu schwach, um noch den Ostersegen zu sprechen.
Er stirbt am Samstag der Osterwoche: am Vorabend des Tages, den er zum „Sonntag der
Göttlichen Barmherzigkeit“ erklärt hat. An eben diesem Sonntag nach Ostern wird Johannes
Paul II. dieses Jahr – 2014 – feierlich heiliggesprochen, zusammen mit seinem Vorgänger
Johannes XXIII.