2014-04-15 14:24:51

Syrien: Das Leben mit dem Tod


RealAudioMP3 Eine Rakete hat in Damaskus an diesem Dienstagmorgen ein Kind getötet und 61 weitere Menschen verletzt. Das Geschoss fiel auf eine Gruppe von Kindern, Eltern und Lehrer, die vor einer armenisch-katholischen Schule im historischen Viertel Bab Tuma standen, berichtet der Fides-Dienst. In dem Altstadtviertel gibt es viele Kirchen und christliche Schulen. Die Verletzten seien in drei Krankenhäuser der Gegend gebracht worden, Kirchenvertreter bemühten sich um psychologische Betreuung der Opfer, heißt es weiter.

Die Angst vor dem Tod – sie gehört heute in vielen Gegenden Syriens zum Leben der Menschen. Über den Alltag im Krieg sprach Radio Vatikan in diesen Tagen mit Joseph Bazuzu, dem Pfarrer der armenisch-katholischen Gemeinde in Aleppo. Er war auf Kurzbesuch in Rom.

„Es gibt bei uns keine Arbeit, keine Sicherheit, jeden Augenblick können Schüsse falle. Wir haben auch kaum Ärzte und Medizin. Eine unserer armenisch-katholischen Schulen können wir nicht mehr benutzen, sie liegt in einem Viertel in der Nähe des Bischofssitzes, dort ist es inzwischen zu gefährlich. Wir haben deshalb einen Saal unter der Kirche ausgesucht und ihn in verschiedene Aulen aufgeteilt, wo jetzt unterrichtet wird, in Schichten, morgens und nachmittags. Es sind um die 600 Schüler, doch sie werden immer weniger.“

Kirche unterstützt 200 Familien
In seiner Gemeinde unterstütze die Kirche rund 200 Familien, die aufgrund des Krieges obdachlos geworden seien, berichtet der Pater. Unter den Hilfesuchenden seien 40 nicht-christliche Familien; die Kirche sei für alle gleichermaßen da. Viele der Kriegsgeschädigten seien Händler, die vor dem Krieg relativ gut über die Runden kamen. Das sei heute anders.

„Nie hat man in Syrien gehört: Wir haben Hunger. Doch leider gehört das heute dazu.“

Zuhören
Neben der Grundversorgung mit Lebensmitteln bräuchten die Kinder, Männer und Frauen aber vor allem eines: jemanden, der ihnen zuhört. Die Traumata des Krieges sitzen tief. Halt gebe da der Glaube, berichtet Pater Joseph:

„Angesichts der großen Probleme sind unsere Kirchen voll wie früher. Vier Mal wurde meine Gemeinde von Granaten getroffen; zwei Mal die Kirche, zwei Mal die Schule. Die Leute aber kommen immer wieder. Jemand fragt: Habt ihr denn keine Angst? Klar haben wir die, vor allem, wenn die Bomben einschlagen. Doch danach muss es weitergehen, mit Vertrauen in Gott und Plänen für die Zukunft. Wir organisieren so manche Projekte – die können wir vielleicht jetzt nicht umsetzen, aber nach dem Krieg vielleicht.“

Als eine der wichtigsten Städte in Syrien sei Aleppo schon früh vom Krieg erfasst worden, so der Pater. Die Arbeit in der einst bedeutenden Industrie- und Handelsstadt liege heute weitgehend brach oder sei sehr begrenzt.

(fides/rv 15.04.2014 pr)








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