Ostern im Heiligen
Land: für Touristen ist das eine schöne Sache. Für Christen, die Palästinenser sind
und in den besetzten Gebieten leben, ist das viel weniger schön. Wenn sie an einer
Liturgie der Kar- und Ostertage in Jerusalem teilnehmen wollen, müssen sie einen Antrag
beim Staat Israel stellen. Für Karsamstag sind ihre Aussichten, in die Grabeskirche
gelassen zu werden, von vornherein schwierig. Eine Beschwerde von Christen aus den
„Territories“ beim Obersten Gericht ist gerade ins Leere gelaufen. Pater Shomali,
Priester von Beit Jala aus der Nähe von Jerusalem, findet das sehr frustrierend.
„Das
sitzt tief in der israelischen Mentalität drin, dass die Kirche in Jerusalem nur eine
Kirche für die Ausländer ist! Dabei stimmt das gar nicht, es gibt ja auch viele einheimische
Christen in Jerusalem – und natürlich christliche Palästinenser in der Gegend von
Betlehem. Vor allem am Karsamstag ist es fast unmöglich, nach Jerusalem zu kommen
– das war auch schon vor zwanzig Jahren so, als ich noch Seminarist war. Fast unmöglich,
in die Stadt zu kommen. Dieses Jahr ist alles noch schwieriger, und zwar, weil orthodoxe
und katholische Christen Ostern am selben Datum feiern – darum wollen alle dahin,
zur gleichen Zeit. Dazu kommen natürlich die Pilger aus aller Welt, die auch mitmachen
wollen: Denen gibt Israel die Priorität und nicht uns.“
Pfarrer Shomali
will trotzdem auch dieses Jahr mit Leuten aus seiner Pfarrei in den Kartagen nach
Jerusalem fahren. Auch wenn er jetzt schon ahnt, was ihn erwartet.
„Die
Altstadt ist komplett geschlossen. Das Lateinische Patriarchat hat Sondererlaubnisse
für Seminaristen beantragt, aber für die einfachen Christen wird es nicht leicht,
hineinzukommen. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob wir eine Erlaubnis kriegen, um
auf die andere Seite der Sperrmauer zu kommen. Ohne diese Erlaubnis wird das völlig
unmöglich sein.“
„Wir sind hier geboren, und man läßt uns nicht passieren“
Dabei
besuchen die Christen aus Beit Jala seit Menschengedenken in den Tagen rund um Ostern
die heilige Stadt, um den Kreuzweg zu gehen und dort an einer Liturgie teilzunehmen,
erzählt der Pfarrer. Das sei doch ein Menschenrecht, und Israel habe doch auch dem
Vatikan versprochen, freien Zugang zu den Heiligen Stätten zu garantieren.
„Wir
sehen diese Leute aus der ganzen Welt, die zu Ostern nach Jerusalem reisen – und wir,
in nur acht Kilometern Entfernung, können nicht dorthin! Das ist wirklich etwas, das
uns sehr traurig macht und was unsere Gläubigen dazu bringt, sich um einen anderen,
nicht-palästinensischen Ausweis zu bemühen. Wir sind hier geboren, und man läßt uns
nicht passieren! Dann ist es ja besser, wenn man bei uns Ausländer ist!“
Dass
die israelisch-palästinensischen Gespräche so gut wie gescheitert sind, macht aus
der Sicht des Pfarrers von Beit Jala alles nur noch schlimmer. „Wir sind auf dem Kalvarienberg“,
sagt er, „und wir zahlen die Zeche dafür, dass wir hier geboren sind.“ Er hofft, dass
der Papst bei seinem Besuch im Mai „ein Wort des Friedens und der Gerechtigkeit für
unser Heiliges Land“ spricht: „Die Christen der Welt müssen endlich unsere Geschichte
erfahren!“