Vatikan: Gemeinsamer Kampf mit Polizei gegen Menschenhandel
„Sich der Sache bewusst werden, überzeugt sein, mitfühlen und schließlich helfen“:
So formuliert der britische Migranten-Bischof Patrick Lynch das Ziel der internationalen
Konferenz zum Thema Menschenhandel. Sie wurde am Mittwochnachmittag im Vatikan eröffnet.
Das außergewöhnliche Treffen brachte Vertreter aus 22 Ländern zusammen: Polizei, Europol,
Interpol, katholische Kirche. Es soll einen Austausch bringen und neue Kooperationen
auf allen Kontinenten ermöglichen.
„Das ist der Grund, warum wir heute hier
sind: Wir müssen geschlossen und grenzüberschreitend arbeiten. Um Erfahrungen auszutauschen
und Einsichten zu teilen, und um für das gleiche Ziel zu arbeiten – nämlich Sklavenhändler
hinter Gitter zu bringen und Opfer zu befreien.“
Die einleitenden
Worte der britischen Innenministerin Theresa May bezogen sich auf die moderne Sklaverei
des 21. Jahrhunderts, den Menschenhandel. Es sei das größte Übel unserer Gesellschaft
mit allen Formen der Ausbeutung - Zwangsarbeit, Kinderarbeit, sexuelle Ausbeutung,
Prostitution und Organhandel. Auch dem Papst sei das ein ständiges Anliegen. Weltweit
sind 2,4 Millionen Personen betroffen, auf 32 Milliarden Dollar werden die jährlichen
Einnahmen geschätzt.
England spielt bei dieser Konferenz eine Schlüsselrolle.
Nicht nur, weil die Bischofskonferenz von England und Wales zum zweiten Mal das Treffen
organisiert, sondern auch weil man hier schon von erfolgreichen Kooperationen erzählen
kann. Mit Hilfe von Geistlichen konnten etwa Menschenhändler schneller überführt werden,
und ein aktuelles Projekt sei eine Anlaufstelle für Opfer von Menschenhandel: Hier
helfe ein Schwesternorden den Opfern, in ihr Land zurückzukehren oder sich in England
zu integrieren. Neben Vertretern aus Indien, Rumänien, Nigeria und Australien unterstrich
auch der Generalsekretär von Interpol, Roland Noble, die Wichtigkeit dieser gemeinsamen
Mission.
„Wir sind hier, weil wir Verbündete sind, in einem globalen Kampf
für die Menschenwürde. Egal welcher Herkunft, welcher Nationalität oder welcher Religion
wir sind und wie unterschiedlich wir sein mögen. Es ist ein schwieriger Kampf, ein
nie enden wollender. Es ist ein Kampf, bei dem auch Interpol weiterhin engagiert sein
will. Fall für Fall, Leben für Leben. Dass wir alle zusammenhelfen und zusammenarbeiten,
lässt uns zu wichtigen Hoffnungsträgern werden. Die Menschenhändler sollen bestraft
werden - egal wo sie sind. Wir müssen die Opfer befreien und werden nicht aufhören
zu kämpfen, bis die Welt ein sicherer Platz geworden ist.“
Im Zuge der
Konferenz sind an diesem Donnerstag auch Opfer aus Chile, der Slowakei und Ungarn
vor das internationale Plenum getreten, um von ihren Qualen zu erzählen. Die zweitätige
Konferenz endet mit einer Pressekonferenz und einer Audienz bei Papst Franziskus.
Innenministerin Theresa May hat schon am Mittwoch zu einer Fortsetzung des Treffens
im November in England eingeladen. (rv 10.4.2014 no)