Die Freiheit der Völker
ist jeweils mit der Gewissensfreiheit verbunden. Daran erinnerte der Papst an diesem
Donnerstagmorgen bei der Messe in der Casa Santa Marta. Die heutige „Diktatur des
Einheitsgedankens“ töte das Gewissen und sei eine Gefahr für viele Völker der Erde,
so der Papst in seiner Predigt. Ausgehend von der Ersten Lesung, in der Gott von Abraham
„rückhaltlosen Glauben und Gehorsam“ verlangt, erläuterte der Papst, wie dann im Tagesevangelium
nach Johannes die Pharisäer Jesus als „falschen Propheten“ bzw. sogar als „von einem
Dämon besessen“ betrachten, weil sich Jesus nicht wie Abraham an die Gebote hielt.
„Das
ist ein verschlossener Gedanke, der nicht offen ist für den Dialog oder die Möglichkeit,
dass es vielleicht auch etwas anderes gibt... Diese Leute hatten die Propheten doch
gar nicht gehört, und auch Jesus hörten sie gar nicht. Das ist aber mehr als Sturheit:
Das ist die Vergöttlichung des Gedankens. Die sagen sich einfach: ich denke so, und
so muss es sein! Diese Leute hatten ein Einheitsdenken und wollten dies auch den anderen
aufzwingen. Deshalb schimpfte Jesus mit ihnen, indem er zu ihnen sagte, dass sie dem
Volk viele Gebote aufzwängen, sich selber aber an kein einziges dieser Gebote hielten.“
Bei
der Kritik Jesu geht es also um die Inkohärenz: Die Theologie der Pharisäer sei eine
Versklavung des Gedankens, so der Papst.
„Auch heute wird Jesus gekreuzigt“
„Da
gibt es keine Möglichkeit des Dialogs und der Öffnung gegenüber der Neuheit, die Gott
durch die Propheten bringt. Sie haben sogar die Propheten getötet und schlossen somit
die Tore vor dem Versprechen Gottes. Jedes Mal, wenn es in der Menschheitsgeschichte
Einheitsgedanken gibt, geschehen Katastrophen. Im vergangenen Jahrhundert haben wir
viele Diktaturen gesehen und Einheitsgedanken erlebt, viele Menschen mussten deswegen
sterben.“
Doch auch in der heutigen Zeit gebe es eine „Vergötterung
des Einheitsdenkens“, fuhr Franziskus fort.
„Heute musst du auf bestimmte
Art denken, sonst bist du nicht modern, sonst zählt man dich zu den Verschlossenen.
Oft sagen Politiker: Nun, ich bitte um Hilfe oder um finanzielle Unterstützung. Und
man antwortet ihnen: Wenn du Unterstützung brauchst, dann musst so denken und solche
Gesetze machen… Auch heutzutage gibt es eine Diktatur des Einheitsdenkens: Sie nehmen
die Steine wie im Tagesevangelium, damit sie die Freiheit damit bewerfen können. Und
auch heute wird Jesus abermals gekreuzigt.“