Franziskus: „Menschenhandel - eine Wunde im Fleisch Christi“
„Der Menschenhandel
ist eine Wunde - eine Wunde! - im Körper der heutigen Menschheit, eine Wunde im Fleisch
Christi. Er ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“
Mit diesen Worten
hat Franziskus erneut das Übel des Menschenhandels angeprangert. Der Papst traf an
diesem Donnerstagmorgen Teilnehmer einer internationalen Konferenz über den Kampf
gegen Menschenhandel, die am Mittwoch und Donnerstag in der Päpstlichen Akademie der
Wissenschaften berieten. „Es reicht!“ - Die zweite Konferenz ihrer Art im Vatikan
sei eine „Geste der Kirche und aller Menschen guten Willens zu sagen: Es reicht!“,
bekräftigte der Papst. Die zweitägige Tagung war von der Bischofskonferenz von England
und Wales unter Leitung des Londoner Kardinals Vincent Nichols durchgeführt worden.
Franziskus:
„Die Tatsache, dass wir uns hier treffen, um unsere Anstrengungen
zu vereinen, zeigt unseren Willen, dass Strategien und Kompetenzen von Mitleid und
Nähe zu den Männern und Frauen, die Opfer dieses Verbrechens sind, begleitet und verstärkt
werden mögen.“
Vatikan drängt internationale Gemeinschaft zum
Handeln
Im offiziellen Abschlussstatement zur Konferenz ruft der Papst
die internationale Gemeinschaft zu mehr Anstrengungen im Kampf gegen Menschenhandel
auf. Es brauche „gemeinsame und effektive Strategien, damit überall auf der Welt Männer
und Frauen nicht mehr als Mittel zum Zweck missbraucht werden und ihre unantastbare
Würde geschützt wird“, so Franziskus.
In der Abschlusserklärung verpflichten
sich die Konferenzteilnehmer zu einem verstärkten Einsatz gegen den Menschenhandel
auf internationaler Ebene. Dabei wollten kirchliche Organisationen und Sicherheitskräfte
eng zusammenarbeiten. Ausgehend von der Sorge um die Opfer des Menschenhandels wolle
man Strategien der Prävention, der pastoralen Fürsorge und der Reintegration der Opfer
in die Gesellschaft entwickeln, heißt es in dem Papier.
Der Kampf gegen den
Menschenhandel, der auch die Bereiche Schwarzarbeit, Organhandel und Zwangsprostitution
berührt, steht bei dem argentinischen Papst weit oben auf der Agenda. Er hat den Menschenhandel
wiederholt öffentlich als „die weitverbreiteste Sklaverei des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet.
Um das komplexe Phänomen wirksam zu bekämpfen, brauche es die Verquickung verschiedener
Ansätze, unterstrich der Papst vor den Konferenzteilnehmern, darunter Kirchenvertreter
und Polizeichefs aus 22 Ländern.
„Hier sind Mitglieder der Polizei, die
diesem traurigen Phänomen vor allem mit Mitteln und der Strenge des Gesetzes begegnen,
und Mitarbeiter des humanitären Bereiches, deren Hauptaufgaben die Aufnahme der Opfer,
das Spenden menschlicher Wärme und die Befreiung der Opfer sind. Das sind zwei unterschiedliche
Ansätze, die aber zusammengehen können und müssen. Es ist sehr wichtig, hier einen
Dialog zu führen und sich – ausgehend von diesen sich ergänzenden Ansätzen – auszutauschen.
Deshalb sind Treffen wie dieses hier so nützlich und notwendig.“
Der Vatikan
setzt im Kampf gegen den Menschenhandel auf internationale und interreligiöse Zusammenarbeit.
So hat der Heilige Stuhl kürzlich mit der islamischen Al-Azhar-Universität in Kairo
ein Netzwerk gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei lanciert. Ebenso sprach Franziskus
mit US-Präsident Barack Obama über das Phänomen, das in den Vereinigten Staaten vor
allem mit Blick auf die illegalen Einwanderer aus Lateinamerika eine Rolle spielt.
Papst traf Opfer von Menschenhandel
Papst Franziskus
traf im Anschluss an die Konferenz vier Opfer von Menschenhandel im Vatikan zu einer
privaten Unterredung. Dies wurde auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Konferenz
im Vatikan bekannt. Im November soll es in London eine weitere Polizeikonferenz zum
Menschenhandel geben.