Die Kirchen der Ukraine tragen wesentlich zum Aufbau einer „bürgerlichen Gesellschaft“
bei. Das beton der Lemberger Kirchenhistoriker Oleh Turiy im Interview mit kathpress.
Schon beim Zerfall der Sowjetunion und bei der Bildung der ukrainischen Demokratie
seien die Kirchen engagiert aufgetreten. Ihre aktive Beteiligung an den Maidan-Protesten
und ihr Eintreten „für Menschenwürde, demokratische Entwicklung und somit eine bessere
Zukunft“ sei für die meisten Ukrainer eine „Selbstverständlichkeit“ gewesen, so der
Vizerektor für Forschung der Ukrainischen Katholischen Universität Lemberg. Als wichtigen
Verdienst der Kirche auf dem Maidan bezeichnete der Kirchenhistoriker den Gewaltverzicht
auf Seiten der Demonstranten: „Die Menschen waren nach den monatelangen Protesten
und den blutigen Zwischenfällen äußerst verärgert. Die Kirchenvertreter haben dazu
motiviert, dass der Friede gewahrt bleibt.“ Gelungen sei dies vor allem im direkten
Gespräch mit den Menschen vor Ort.
Die vergangenen Monate der Maidan-Proteste
seien für die Ukraine ein bleibendes Kapital, das selbst die drohende Gefahr weiterer
russischer Militäraktionen nicht zerstören könne, so Turiy weiter. „Die Tatsache,
dass die Mehrheit der Ukrainer unter schwierigen Umständen so lange für Menschenwürde
und Menschenrechte eingetreten ist und ein Volk, das zusammenhält, sichtbar wurde,
kann nicht einfach verschwinden“, so Turiy.
Neues Miteinander Beigetragen
haben die jüngsten Ereignisse laut Turiy auch zur Verständigung zwischen den Kirchen
des Landes. Die verschiedenen religiösen und christlichen Traditionen der Ukraine
hätten im Lauf der Jahrhunderte auch manchmal „gegeneinander“ und vor der Unabhängigkeit
1991 auch strikt getrennt gelebt. Seither habe man aber gelernt, in bestimmten und
wichtigen Fragen gemeinsam aufzutreten.