Papst würdigt verstorbenen chaldäischen Patriarchen von Babylon
Eine große Figur der irakischen Kirche ist tot. Kardinal Emmanuel III. Delly, der
frühere chaldäische Patriarch von Babylon, ist an diesem Mittwoch in einem kalifornischen
Krankenhaus gestorben; er war 87 Jahre alt geworden. In Detroit, wo viele seiner Familienangehörigen
leben, soll er am Samstag begraben werden.
Papst Franziskus würdigt den Verstorbenen
in einem Telegramm als guten Hirten, der viel für gerechte und friedliche Beziehungen
mit den Angehörigen anderer religiöser Traditionen getan habe. Er bete für den Verstorbenen,
so Franziskus. Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verspricht der Kirche im
Irak sein Gebet und erklärt, er fühle mit ihrer Trauer um den früheren Patriarchen.
Emmanuel
Delly ist 1927 in der Nähe von Mossul im Irak geboren worden; er studierte in Rom
und wurde dort auch 1952 zum Priester geweiht. Das Konzil erlebte er als theologischer
Berater mit; 1963 wurde er Bischof im Irak. Im Vatikan half er bei der Revision des
Kodex des Ostkirchenrechts mit und beriet den Papst in Islam-Angelegenheiten. 2003,
im Jahr der US-Invasion im Irak, wurde er - aus Sicherheitsgründen in Rom - zum Patriarchen
von Babylon gewählt und in Bagdad inthronisiert. Die Angriffe auf Kirchen in Bagdad
und Mossul konnte der Kirchenführer nicht verhindern, ebensowenig den massiven Exodus
von Christen aus dem Irak, oft unter dem Druck von islamischen Fundamentalisten. Dennoch
gewann er sich viel Respekt und Bewunderung durch seinen Einsatz für Versöhnung der
religiösen Gruppen im Irak. Papst Benedikt XVI. nahm ihn im November 2007 in das Kardinalskollegium
auf; 2010 war er Ehrenpräsident der Bischofssynode über den Nahen Osten, zwei Jahre
später ging er in den Ruhestand.
Das Patriarchat von Babylon der Chaldäer hat
seinen Sitz im irakischen Bagdad. Angaben über die Zahl der Kirchenmitglieder schwanken
zwischen 480.000 und einer Million. Durch Abwanderung bestehen grosse chaldäische
Gemeinschaften auch in Nordamerika, Australien und in Westeuropa.
Unser
Foto zeigt Kardinal Delly zu Lebzeiten (rechts im Bild) mit Erzbischof Warduni und
einem Muslimführer in der südirakischen Stadt Najaf.