Erst vor ein paar
Tagen hat der Papst Kardinal Gianfranco Ravasi als Präsidenten des Päpstlichen Kulturrats
bestätigt. Damit ist auch klar, dass der umtriebige Kardinal den „Vorhof der Völker“
mit päpstlicher Rückendeckung weiterbetreibt. Die Initiative geht noch auf Benedikt
XVI. zurück, sie sucht in vielen Teilen der Welt das Gespräch mit Nichtglaubenden;
an diesem Mittwoch öffnet der „Vorhof“, der im letzten Herbst auch in Berlin zu Gast
war, nun erstmals seine Pforten in Washington – u.a. mit einem Hiphop-Konzert, aber
natürlich vor allem Debatten. Eingebunden sind diesmal die Georgetown University und
die Kongressbibliothek. Für Ravasi ist schon das ein Erfolg:
„Es ist doch
interessant, dass der Kongress da mitmacht! Er ist nicht nur dadurch einbezogen, dass
die zwei Hauptparteien, also Demokraten und Republikaner, mit debattieren über Religionen
und Gemeinwohl, sondern die Kongressbibliothek organisiert auch zwei Panel über kulturelle
Fragen, und an einem davon nehme ich auch teil. Eine unserer Hauptrednerinnen wird
Nancy Pelosi, die den Kongress geleitet hat und noch jetzt eine wichtige Rolle in
der Demokratischen Partei spielt. Die politische Präsenz auf diesem ‚Vorhof der Völker’
ist also markant, aber da sind wir schon beim amerikanischen Paradox: Auf der einen
Seite starkes Interesse und enge Kontakte zur Welt der Religionen, auf der anderen
Seite starke Betonung des weltlichen Charakters des Staates. Es wird interessant sein,
das Spiel zwischen diesen beiden Komponenten zu beobachten.“
Nein, es wird
nicht nur debattiert in Washington von Mittwoch bis Freitag; das Hiphop-Konzert haben
wir ja schon erwähnt. Kardinal Ravasi hat für ein einigermaßen buntes Programm gesorgt.
„Vor
allem eine dramatische Performance über Flannery O`Connor: Diese außergewöhnliche
Frau war überzeugte Katholikin, aber sie ist auch eine der interessantesten, provokantesten
Gestalten der amerikanischen Literatur. Dann wird es einen sehr seltsamen interreligiösen
Moment geben: Junge Studenten von der Georgetown- und anderen Universitäten (auch
von katholischen, die aber einen hohen Anteil an jüdischen Studenten haben), Studenten
also, die zu ganz verschiedenen Religionen gehören, treffen sich in der Holy Trinity
Church zu einer gemeinsamen Meditation. Neugierig bin ich aber vor allem auf diese
Hiphop-Erfahrung: Das ist etwas, was auch ich, ehrlich gesagt, nicht kenne. Ich habe
gehört, dass es an viele verschiedene künstlerische Bereiche rührt, etwa die ,graffiti
art‘; mich interessieren vor allem die ethnischen Komponenten, die aus der Erfahrung
dieses ,melting pot‘, dieses Schmelztiegels USA, herkommen.“