2014-04-06 16:26:04

„Der beste Ort, Jesus zu treffen: Meine eigene Fehlbarkeit“


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat an diesem Sonntagnachmittag wieder eine Pfarrei in Rom besucht. Diesmal hielt er sich in der Kirche San Gregorio Magno an der Via Magliana in der südlichen Peripherie auf. Vor einem Pfarr-Verein, der sich um die Wiedereingliederung von früheren Häftlingen und Suchtkranken einsetzt, sprach er über das, was Menschen ausgrenzt. „Was ist der beste Ort, um Jesus zu treffen?“, will der Papst von den Anwesenden wissen. Es sind nicht die Kirchen, antwortet er, sondern unsere eigene menschliche Schwäche.

„Der Herr liebt unsere Schwäche. Die meisten von euch werden mir sagen, die Kirche sei der beste Ort, den Herrn zu treffen. Nein. Denn vielleicht hast du da mit einem mittelmäßigen Priester zu tun, und gehst deswegen nicht mehr hin, stimmt´s? Der beste Ort, den Herrn zu treffen, ist die eigene Schwäche. Jesus finden wir gut, gut, gut in unseren Sünden, in unserer schuld, in unseren Fehlern. Wenn wir sagen: Herr, ich habe gesündigt, Herr, ich habe einen Fehler gemacht, und Er umarmt dich, er vergibt dir: das ist der beste Ort. Schäme dich nicht deiner Zerbrechlichkeit.“

Zum Thema Kultur des „Abfalls“ verweist Franziskus auf ungeborene Kinder, Alte und Jugendliche.

„Sie haben von Abfall gesprochen, und das ist eine Sache, die mich schmerzt: diese Kultur des Abfalls. Was nicht nützt, wird weggeworfen. Kinder werden weggeworfen. Wir wollen keine Kinder. Und wenn eins kommt: Nein, das stört mich. Wir schicken es zurück an den Absender, ok? Das macht man doch heute, nicht? Kinder werden im Leib der Mutter getötet. Das ist das Wegwerfen von Kindern. Das Wegwerfen von alten Menschen, weil man denkt, sie sind zu nichts gut. Und heute wirft man sogar die Jugendlichen weg. Ein Europa sind 75 Millionen Jugendliche ohne Arbeit. Was können wir tun in dieser Wegwerfkultur? Wir können festhalten, wir können kundtun: Wir wollen kein Wegwerf-Material sein.“

Nachdem er einigen Gläubigen die Beichte abgenommen hatte, feierte Franziskus mit der Gemeinde die Messe. Mit Blick auf Lazarus, den Jesus dem Sonntagsevangelium zufolge mit den Worten „Lazarus, komm heraus!“ auferweckt, sagte Franziskus:

„Heute lade ich euch ein, in Stille hier ein wenig nachzudenken: Wo sind meine toten Stellen im Herzen? Wo ist mein Grab? Welches ist die Stelle meines Herzens, die verderben kann, weil ich an Sünden hänge? Und dann den Stein wegrollen, den Stein der Scham, und zulassen, dass der Herr uns dasselbe sagt wie Lazarus: Komm heraus!“

Franziskus war etwas verfrüht in der Pfarrei eingetroffen, wurde aber umso herzlicher von tausenden Gläubigen und Schaulustigen empfangen. Als Abgeordnete der Gemeinde begrüßten ihn eine Religionslehrerin und ein kleiner Junge mit Behinderung, Dario, den Franziskus herzte. Nach der Entgegennahme seines ersten Gastgeschenkes – ein Korb mit Briefen an ihn sowie Ostereiern - begab sich der Papst zu einem Sportfeld, um Kinder und Jugendliche zu treffen. Sie überreichten dem Gast in Weiß T-Shirts mit der Aufschrift „Francesco“. In der Menge entdeckte der Papst ein Transparent: „Führe ins in dieser Welt der Hoffnung!“, und merkte dazu an, es sei für einen jungen Menschen heute sicher nicht leicht, Hoffnung zu haben.

Im Pfarrzentrum begegnete Franziskus danach kranken und alten Menschen. Der Papst sprach vom Sinn des Leidens; er sagte: „Wir sind erlöst mit Jesus am Kreuz“, in der Krankheit seien wir ihm ähnlich. Die Hoffnung liege nicht „in der Macht, im Geld, in der Eitelkeit und im Stolz“, sondern im Herrn. Auch die Kranken – wie davor schon die Pfarreikinder – bat der Papst, für ihn zu beten, weil er ohne dieses Gebet nicht auskomme.

Die Gemeinde San Gregorio Magno betreut rund 30.000 katholische Gläubige und besteht seit rund 50 Jahren. Aufgrund ihrer Lage in einem eher benachteiligten Stadtviertel in der Peripherie sind die sozialen Dienste der Gemeinde stark ausgeprägt. So gibt es dort eine Suppenküche und ein großes Caritas-Zentrum für Flüchtlinge. Es war der sechste Pastoralbesuch von Franziskus als Bischof von Rom in einer Pfarrei seiner Diözese.

(rv 06.04.2014 gs)








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