„Der beste Ort, Jesus zu treffen: Meine eigene Fehlbarkeit“
Papst Franziskus hat
an diesem Sonntagnachmittag wieder eine Pfarrei in Rom besucht. Diesmal hielt er sich
in der Kirche San Gregorio Magno an der Via Magliana in der südlichen Peripherie auf.
Vor einem Pfarr-Verein, der sich um die Wiedereingliederung von früheren Häftlingen
und Suchtkranken einsetzt, sprach er über das, was Menschen ausgrenzt. „Was ist der
beste Ort, um Jesus zu treffen?“, will der Papst von den Anwesenden wissen. Es sind
nicht die Kirchen, antwortet er, sondern unsere eigene menschliche Schwäche.
„Der
Herr liebt unsere Schwäche. Die meisten von euch werden mir sagen, die Kirche sei
der beste Ort, den Herrn zu treffen. Nein. Denn vielleicht hast du da mit einem mittelmäßigen
Priester zu tun, und gehst deswegen nicht mehr hin, stimmt´s? Der beste Ort, den Herrn
zu treffen, ist die eigene Schwäche. Jesus finden wir gut, gut, gut in unseren Sünden,
in unserer schuld, in unseren Fehlern. Wenn wir sagen: Herr, ich habe gesündigt, Herr,
ich habe einen Fehler gemacht, und Er umarmt dich, er vergibt dir: das ist der beste
Ort. Schäme dich nicht deiner Zerbrechlichkeit.“
Zum Thema Kultur des
„Abfalls“ verweist Franziskus auf ungeborene Kinder, Alte und Jugendliche.
„Sie
haben von Abfall gesprochen, und das ist eine Sache, die mich schmerzt: diese Kultur
des Abfalls. Was nicht nützt, wird weggeworfen. Kinder werden weggeworfen. Wir wollen
keine Kinder. Und wenn eins kommt: Nein, das stört mich. Wir schicken es zurück an
den Absender, ok? Das macht man doch heute, nicht? Kinder werden im Leib der Mutter
getötet. Das ist das Wegwerfen von Kindern. Das Wegwerfen von alten Menschen, weil
man denkt, sie sind zu nichts gut. Und heute wirft man sogar die Jugendlichen weg.
Ein Europa sind 75 Millionen Jugendliche ohne Arbeit. Was können wir tun in dieser
Wegwerfkultur? Wir können festhalten, wir können kundtun: Wir wollen kein Wegwerf-Material
sein.“
Nachdem er einigen Gläubigen die Beichte abgenommen hatte, feierte
Franziskus mit der Gemeinde die Messe. Mit Blick auf Lazarus, den Jesus dem Sonntagsevangelium
zufolge mit den Worten „Lazarus, komm heraus!“ auferweckt, sagte Franziskus:
„Heute
lade ich euch ein, in Stille hier ein wenig nachzudenken: Wo sind meine toten Stellen
im Herzen? Wo ist mein Grab? Welches ist die Stelle meines Herzens, die verderben
kann, weil ich an Sünden hänge? Und dann den Stein wegrollen, den Stein der Scham,
und zulassen, dass der Herr uns dasselbe sagt wie Lazarus: Komm heraus!“
Franziskus
war etwas verfrüht in der Pfarrei eingetroffen, wurde aber umso herzlicher von tausenden
Gläubigen und Schaulustigen empfangen. Als Abgeordnete der Gemeinde begrüßten ihn
eine Religionslehrerin und ein kleiner Junge mit Behinderung, Dario, den Franziskus
herzte. Nach der Entgegennahme seines ersten Gastgeschenkes – ein Korb mit Briefen
an ihn sowie Ostereiern - begab sich der Papst zu einem Sportfeld, um Kinder und Jugendliche
zu treffen. Sie überreichten dem Gast in Weiß T-Shirts mit der Aufschrift „Francesco“.
In der Menge entdeckte der Papst ein Transparent: „Führe ins in dieser Welt der Hoffnung!“,
und merkte dazu an, es sei für einen jungen Menschen heute sicher nicht leicht, Hoffnung
zu haben.
Im Pfarrzentrum begegnete Franziskus danach kranken und alten Menschen.
Der Papst sprach vom Sinn des Leidens; er sagte: „Wir sind erlöst mit Jesus am Kreuz“,
in der Krankheit seien wir ihm ähnlich. Die Hoffnung liege nicht „in der Macht, im
Geld, in der Eitelkeit und im Stolz“, sondern im Herrn. Auch die Kranken – wie davor
schon die Pfarreikinder – bat der Papst, für ihn zu beten, weil er ohne dieses Gebet
nicht auskomme.
Die Gemeinde San Gregorio Magno betreut rund 30.000 katholische
Gläubige und besteht seit rund 50 Jahren. Aufgrund ihrer Lage in einem eher benachteiligten
Stadtviertel in der Peripherie sind die sozialen Dienste der Gemeinde stark ausgeprägt.
So gibt es dort eine Suppenküche und ein großes Caritas-Zentrum für Flüchtlinge. Es
war der sechste Pastoralbesuch von Franziskus als Bischof von Rom in einer Pfarrei
seiner Diözese.