Gestern Häretiker, heute selig: Gedanken des Papstes bei seiner Frühmesse
Wer das Evangelium
verkündet, muss mit Verfolgung rechnen. Das sagte der Papst in seiner Predigt in der
Frühmesse von diesem Freitag. In der Kapelle der Casa Santa Marta ging er auf die
Märtyrer der Urchristen ein und betonte, dass Gläubige keine Angst vor Verfolgung
oder Unverständnis haben sollten. In der Ersten Lesung aus dem Buch der Weisheit geht
es an diesem Freitag um die Frevler und ihre „verkehrten Gedanken“. Auch die Feinde
Jesu seien Frevler, kommentierte Franziskus. Sie bereiteten „eine Suppe vor“, um das
Gute zu zerstören. Sie ernähren damit zwar die Hungernden, führten sie dann aber auf
einen falschen Weg.
„Das heutige Tagesevangelium spricht Klartext. Jesus
versteckte sich in seinen letzten Tagen, weil seine Stunde noch nicht gekommen war.
Er wusste jedoch, was mit ihm geschehen würde. Denn Jesus wurde von Anfang an verfolgt.
Erinnern wir uns daran, wie er zu Beginn, als er in der Synagoge predigte, zwar zuerst
gelobt wurde, aber dann wurden alle gleich misstrauisch. Man fragte sich, woher er
überhaupt komme. Er gehört zu uns, sagten sie sich, aber dann fragten sie sich, wer
ihm diese Lehrautorität verliehen und wo er denn studiert habe. Sie wiesen ihn ab.
Wir wissen, woher Jesus kommt. Wenn Christus aber nochmals kommen wird, dann wird
niemand wissen, von woher. Es geht den Frevlern darum, den Herrn und die Propheten
abzuweisen, indem sie die Autorität Gottes bestreiten.“
Viele Heilige seien
genauso wie Jesus zu ihrer Zeit missverstanden und von Frevlern verfolgt worden, so
der Papst weiter.
„Auch viele Denker der Kirche wurden verfolgt. Mir kommt
in diesem Moment ein bestimmter Mann in den Sinn, der nicht so weit weg von uns ist.
Es handelt sich um einen Mann guten Willens, einen wahren Propheten, der in seinen
Büchern der Kirche vorwarf, dass sie sich vom Weg des Herrn entferne. Seine Bücher
wurden auf den Index gestellt, und man nahm ihn seinen Lehrstuhl weg. So endete das
Leben dieses Mannes vor nicht allzu langer Zeit. Die Zeit verging, und jetzt ist er
selig! Gestern war er noch ein Häretiker, und heute ist er ein Seliger. Die, die früher
die Macht hatten, wollten ihn zum Schweigen bringen, weil ihnen seine Worte nicht
gefielen. Heutzutage weiß die Kirche – Gott sei Dank – wie man um Vergebung bittet.“
Den
Namen dieses Seligen, den er meinte, nannte Papst Franziskus nicht. Stattdessen führte
er aus, dass jeder Mensch, den der Heilige Geist auswähle, um der Wahrheit willen
Verfolgung und Unverständnis erlebe. Die heutige weltliche Gesellschaft sei eine „große
Gefahr“, denn sie schaue weg, wenn sie von verfolgten Christen höre.
„Aber
es gibt Orte, wo es die Todesstrafe oder die Inhaftierung gibt, weil man eine Bibel
zu Hause hat, um den Katechismus zu lehren. Ein Katholik aus einem dieser Länder sagte
mir, dass sie nicht einmal gemeinsam beten dürften. Das sei verboten! Man dürfe nur
alleine und versteckt beten. Doch sie wollen unbedingt gemeinsam Gottesdienst feiern,
und was machen sie also? Sie tun nach außen hin so, als ob sie einen Geburtstag von
jemandem feierten, aber in Wirklichkeit zelebrieren sie eine Messe. Und falls die
Polizei kommt, schreien sie sofort ,Alles Gute zum Geburtstag´ und feiern weiter.
Sobald dann die Polizei wieder weg ist, machen sie mit der Messe weiter. Und das geschieht
heutzutage!“