2014-04-03 15:13:15

Syrien: „Und so leben wir tagein, tagaus…“


RealAudioMP3 150.000 Tote in drei Jahren, circa ein Drittel davon Zivilisten, etwa 8.000 Kinder. Diese nicht verifizierbaren Zahlen wurden gestern vom Syrischen Menschenrechts-Observatorium veröffentlicht. Zu diesen Zahlen hinzu kommt das Drama der Lebenden: der Syrer, die im Krieg zuhause gefangen sind. Antoine Audo, chaldäisch-katholischer Bischof von Aleppo und Präsident der Caritas in Syrien, hat den Krieg von Anfang an miterlebt. In einem Gespräch mit Radio Vatikan klagt er vor allem über die schreckliche Armut, in welcher die Bewohner der einst stolzen Stadt inzwischen leben müssen:

„Es gibt keine Sicherheit, es gibt keine Arbeit, die Menschen sind sehr müde. Als Präsident der Caritas treffe ich jeden Tag sehr viele Menschen; die Familien, die Menschen, die Mittelklasse ist arm geworden, sie haben keinen Cent, alles ist überteuert und sie können sich nichts kaufen. Eine Frau ist zu mir gekommen, um mir zu sagen, dass sie die Eheringe verkauft haben, sie und ihr Mann - nur um zu überleben. Die christlichen Familien verkaufen das wenige Gold, das sie haben, um Essen und Wasser zu kaufen, und das Tag für Tag!“
Die Menschen leiden unter dieser Armut, es gibt keine ausreichende medizinische Versorgung - und vor allem die Müdigkeit der Menschen ist nach diesen drei Jahren tiefer als je zuvor. Es ist eine sehr große, physische und psychologische Belastung. Das Problem sei vor allem die Gewalt in Aleppo und Umgebung:

„Bei uns ist das das große Problem und die große Gefahr. Wir haben Bomben , die kommen einfach von irgendwoher – auf ganze Viertel, Kirchen, Häuser…es ist schrecklich. Die Menschen gehen nicht mehr wie vorher auf die Straße. Sie passen auf, weil man nicht weiß, ob eine Bombe auf sie oder neben sie fliegen könnte. In unserem Bischofssitz gibt es eine Schule mit 150 Kindern. Sie kommen jeden Tag… aber manchmal denke ich, wie schlimm es wäre, wenn eine Bombe den Hof treffen würde, wo sie spielen. So leben wir tagein, tagaus. Es kann jederzeit etwas passieren, aber das Leben geht weiter. Man muss leben, überleben. Es gibt keinen anderen Ausweg.“

(rv 3.4.2014 no)







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