Heiliges Land: Bischöfe warnen vor unbedachtem Reden
Die Art und Weise, wie gewisse Kreise im Westen vor der Verfolgung von Christen im
Nahen Osten warnen, spielt Extremisten in die Hände. Das schreiben die katholischen
Bischöfe des Heiligen Landes in einer Erklärung, die die Justitia-et-Pax-Kommission
der Regionalen Bischofskonferenz veröffentlichte. Wenn es immer und allgemein „um
das Leid der Christen geht, das ihnen von stets als ‘Muslime’ bezeichneten Kriminellen
zugefügt wird“, dann entspreche das dem politischen Kalkül der Extremisten in der
Region und im Ausland, die Völker und Religionen gegeneinander aufbringen wollen.
Die Bischöfe im Heiligen Land fordern dazu auf, diese Pläne nicht durch unbedachtes
Reden zu begünstigen. Christen und Muslime sollten vielmehr gemeinsam den neuen Kräften
des Extremismus und der Verwüstung widerstehen. Schwere Vorwürfe erheben die Bischöfe
wegen der Untätigkeit der Staatengemeinschaft. „Wir alle, Christen und Muslime, müssen
uns bewusst sein, dass der Reste der Welt nichts tun wird, um uns zu schützen“, heißt
es in dem Schreiben. Die internationalen Mächte verfolgten „nur die eigenen Interessen”.
Es
bestehe kein Zweifel daran, dass der „Arabische Frühling” extremistischen Gruppen
den Weg geebnet habe, die „im Namen einer politischen Auslegung des Islam in vielen
Ländern, insbesondere im Irak, in Ägypten und in Syrien für Unruhe sorgen“. Viele
dieser Extremisten betrachteten Christen als Ungläubige oder als leichte Beute für
Erpressungen. Trotzdem müsse auch gesagt werden, dass Christen nicht die einzigen
Opfer von Gewalt und Brutalität sind. Auch gemäßigte Muslime seien betroffen. Außerdem
würden in Regionen, in denen die Sunniten in der Überzahl sind, Schiiten ermordet
und umgekehrt.
Mit dem Sturz der autoritären Machtstrukturen, die für „Gesetz
und Ordnung” sorgten, so die Bischöfe in ihrer Analyse zur Lage im Nahen Osten, sei
auch die Ordnung zusammengebrochen, die diese mit polizeilichem und militärischem
Zwang durchgesetzt haben. Christen lebten unter Diktatoren in relativer Sicherheit.
Nun befürchten einige, dass mit dem Sturz der Diktaturen das von extremistischen Gruppen
herbeigeführtes Chaos siegen wird. Auf der anderen Seite – heißt es in dem Papier
weiter – hätte die Loyalität zum eigenen Glauben und die Sorge um das Wohl des eigenen
Landes die Christen dazu bewegen sollen, „früher etwas zu sagen” und die notwendigen
Reformen zu fordern.