2014-03-31 10:44:31

Sozialethiker Hengsbach: Kapitalismus muss „entgiftet“ werden


Eine weitgehende „Entgiftung des Kapitalismus“ fordert der deutsche Sozialethiker und Jesuit Friedhelm Hengsbach. Dazu müsse der vereinzelt schon eingeschlagene Weg „weg von einer industriellen Konsumgesellschaft, hin zu einer kulturellen Dienstleistungsgesellschaft“ forciert werden, sagte Hengsbach bei einem Vortrag am Wochenende in Wien.

Die Politik müsse dazu die Bereiche Bildung, Gesundheit, Pflege, Kommunikation und Kultur als Felder künftiger und nachhaltiger Beschäftigungsformen erkennen. Im Bereich der Arbeitsmarktpolitik würden laut Hengsbach die Stärkung der Kollektivlohn-Politik, ein flächendeckender Mindestlohn, eine Erhöhung der Geschlechtergerechtigkeit bei der Einkommensverteilung sowie eine Arbeitszeitverkürzung einer solchen „Entgiftung“ dienen. Eine „Entgiftung“ ist dem Sozialethiker zufolge notwendig, weil ein ungezügelter Finanzkapitalismus sich der Kontrolle über ganze Staaten in Europa bemächtigt habe. Er mache das Geld zu einem Religionsersatz und schließe zugleich ganze Bevölkerungsschichten vom Markt aus. Papst Franziskus habe diese Form eines neuartigen, aggressiven Kapitalismus mit dem umstrittenen Satz „Diese Wirtschaft tötet“ in seinem Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“ treffend beschrieben.

Gerade was die Arbeitszeiten anbelange, habe es in den letzten zwei Jahrzehnten einen „ungesunden Trend“ hin zu Nacht- und Wochenendarbeit gegeben. Dies führe dazu, dass vielen Eltern schlicht die Zeit dafür fehle, ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung und den Mitmenschen vorzuleben. Dies sei laut Hengsbach die eigentliche Wurzel des Übels, denn so würden auch zukünftige Generationen um die Chance gebracht, eine gerechtere Gesellschaft mit zu errichten.

Neben der sozialen Sicherung ist laut Hengsbach auch die ökologische Komponente von großer Bedeutung für den wirtschaftlichen Wandel Europas. In einer Gesellschaft, in der die Gewinnmaximierung das oberste Gebot darstelle, werde die Umwelt zu einer vernachlässigbaren Randerscheinung. Damit drohe die Wirtschaft jedoch dem Menschen seine eigene Lebensgrundlage zu entziehen.

(kap 31.03.2014 mg)







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