In Pakistans christlicher
Gemeinschaft regt sich Widerstand gegen das jüngste Urteil gegen den Christen Sawan
Masih, der wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt wurde – wie die Christin
Asia Bibi, die seit Jahren im Gefängnis sitzt. Nach dem Urteil vom Donnerstag, in
dem ein Gericht in Lahore den Mann für schuldig befand, hat die christliche Gemeinschaft
des Landes am Freitag einen Fasten- und Gebetstag durchgeführt – als Zeichen der Solidarität
mit den Opfern des umstrittenen Blasphemie-Gesetzes, das in Pakistan schon viele unschuldige
Vertreter religiöser Minderheiten ins Gefängnis brachte. Pakistans Minderheitenminister
Paul Bhatti setzt auf den Dialog mit der muslimischen Gemeinschaft. Er sagte im Interview
mit Radio Vatikan:
„Ich habe schon eine Gruppe Anwälte zusammengestellt,
die in diesen Fällen Hilfe leisten wird. Ich habe auch einen Dialog mit dem Imam und
anderen religiösen Vertretern begonnen, mit denen wir einen Rat bilden möchten, damit
solche Fälle nicht an die Polizei oder Behörden gehen, sondern zunächst vom interreligiösen
Rat bewertet werden.“
Durch eine solche Art der Verständigung
habe man schon viele ähnliche Fälle lösen können, so Bhatti, der auch im Fall Masih
auf Diplomatie setzt. Der Christ soll im März vergangenen Jahres während eines Streits
mit einem Muslim den Propheten Mohammed geschmäht haben. Aufgebrachte Muslime hatten
danach 178 Häuser und zwei Kirchen in einer christlichen Siedlung angezündet.
„Die
Frage ist nicht, das Blasphemie-Gesetz neu zu fassen, denn das löst sofort viel Widerstand
aus . Zunächst einmal geht es uns darum, die Fälle derjenigen zu analysieren, die
falsch angeklagt wurden. Wir wollen zuallererst davon überzeugen, dass es nicht unsere
Absicht ist, jemanden zu beleidigen und dass wir den Islam respektieren. Das möchten
wir ehrlich unterstreichen. Zugleich wollen wir, dass es keine unschuldigen Opfer
gibt. Doch genau das passiert: So oft kommt es zu Missbrauch, in vielen Fällen sind
die Menschen unschuldig!“
Auch diejenigen, die sich für die fälschlich
Beschuldigten einsetzen, seien nicht selten in Gefahr, so Bhatti weiter:
„Wenn
Fälle von Christen, denen Blasphemie vorgeworfen wird, gelöst werden, werden Richter
ermordet oder terrorisiert.“
Bhattis eigener Bruder, Shahbaz Bhatti,
wurde im März 2011 durch pakistanische Terroristen ermordet, weil er sich für die
Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan stark gemacht hatte. Laut Paul Bhatti kann
nur Dialog langfristig die Lage der Christen in Pakistan verbessern:
„Wir
möchten dieses Problem durch Dialog mit verschiedenen Gruppen lösen. Ich habe etwa
mit einem Imam gesprochen, der zum ersten Mal zu einer Konferenz von religiösen Minderheiten
kam. Er hatte immer Abstand zu uns, hat aber öffentlich erklärt, dass er der erste
sein werde, der sich für Unschuldige einsetzen und Ungerechtigkeit verurteilen werde.“