Papstmesse mit italienischen Parlamentariern: Gegen die Logik der Notwendigkeit
Es war ein politischer
Tag für Papst Franziskus: Noch vor seinem Treffen mit US-Präsident Barack Obama feierte
er die Morgenmesse mit italienischen Parlamentariern. Weil 493 von ihnen zur Messe
gekommen waren, fand sie nicht wie üblich im Vatikan-Gästehaus statt, sondern am Kathedra-Altar
von Sankt Peter. Von der Regierung Matteo Renzis waren 9 Minister gekommen; Ministerpräsident
Renzi selbst ist gar kein Abgeordneter.
In der Zeit Jesu habe es eine politische
Klasse gegeben, die sich vom Volk entfernt habe, so Franziskus in seiner Predigt.
Parteiinteressen und Kämpfe untereinander, all das habe die Energien der Regierenden
so sehr in Anspruch genommen, dass sie den Messias nicht erkannt hätten, als er kam.
Das Evangelium des Tages (Lk 11: 14-23) spreche von diesem Nichterkennen Gottes.
„Das
Herz dieser Menschen, dieser Gruppe von Menschen war dermaßen verhärtet, dass es unmöglich
war, die Stimme des Herrn zu vernehmen... Es ist so schwierig, dass es einem so Verkommenen
gelingt, umzukehren. Dem Sünder gelingt das eher, weil der Herr barmherzig ist und
immer auf uns wartet. Aber der Verkommene ist auf seine eigenen Dinge fixiert, das
bedeutet es, verkommen zu sein. Jesus hat sie in seiner Einfachheit, aber auch mit
seiner Kraft Gottes darin belästigt.“
Es seien Personen, die sich gegen
die Erlösung durch die Liebe des Herrn wehrten, fuhr der Papst fort. So glitten sie
vom Glauben ab: von einer Theologie des Glaubens in eine Theologie des Müssens.
„Sie
haben die Liebe des Herrn abgelehnt, und diese Ablehnung hatte zur Folge, dass sie
sich auf einer Straße wiederfanden, die nicht die der Dialektik der Freiheit war,
die der Herr anbot, sondern die Straße der Logik der Notwendigkeit, auf der es keinen
Platz gibt für den Herrn. In der Dialektik der Freiheit ist der Herr, der gute, der
uns liebt, der uns so sehr liebt! In der Logik der Notwendigkeit hingegen ist kein
Platz für Gott: Man muss, man muss, man muss… . Daraus wurden dann Verhaltensmuster,
Menschen mit guten Manieren, aber schlimmen Gewohnheiten. Jesus hat sie „weiß getünchte
Gräber“ genannt“.
Die Fastenzeit, schloss Papst Franziskus, sei dazu da,
sich an den alle Menschen liebenden Gott zu erinnern und sich Mühe zu geben, sich
ihm zu öffnen.
„Wir tun in der Fastenzeit gut daran, an diese Einladung
des Herrn zur Liebe zu denken, an diese Dialektik der Freiheit, wo die Liebe wohnt,
und uns, uns alle, zu fragen: Bin ich wirklich auf diesem Weg? Oder bin ich in der
Gefahr der Selbstgerechtigkeit und auf einem anderen Weg?, einem von Konjunkturen
abhängigen, weil er keinerlei Verheißung enthält? Beten wir zum Herrn, dass er uns
die Gnade schenkt, immer auf dem Weg der Erlösung zu gehen und uns dieser Gnade zu
öffnen, die nur von Gott kommt, vom Glauben, und nicht von dem, was diese „Doktoren
des Müssens“ sagen, die den Glauben verloren haben und das Volk regieren mit dieser
Pastoraltheologie des Müssens. Bitten wir um diese Gnade: Gib mir, Herr,
die Gnade, mich für deine Erlösung zu öffnen. Die Fastenzeit ist genau dafür da. Gott
liebt uns alle, er liebt uns alle! Uns dafür zu öffnen, nur darum bitten wir. Lassen
wir zu, dass Gott bei uns eintritt mit seiner Zärtlichkeit und uns die Erlösung schenkt.
So sei es.“