Wenn Migranten versuchen,
die Vereinigten Staaten über Mexiko zu erreichen, gehen sie viele Risiken ein. Wegen
ihrer Zwangslage können sie Opfer von Menschenhandel, Organhandel, Arbeitsausbeutung
oder von sexuellem Missbrauch werden. In den letzten Jahren ist die Zahl der Migranten
stetig gestiegen - und so auch das Business der kriminellen Organisationen. Helfende
Hände für Migranten sind deswegen umso wichtiger, sie sind die Verteidiger der Menschenrechte
von Einwanderern aus Zentralamerika, der Karibik oder Mexiko selbst. Es sind Organisationen,
einzelne Bürger und auch Ordensleute, die sich tagtäglich für sogenannte Illegale
einsetzen und mit ihnen arbeiten.
Der Franziskaner Frate Tomàs Gonzàles Castillo
arbeitet im gefährlichen Grenzort Tenosique in Guatemala. Es ist der erste Andockpunkt
für Süd- und Zentralamerikaner auf dem Weg in die USA. Von seiner missionarischen
Arbeit lässt er sich auch nicht von Drohungen abhalten, denn er weiß, die Migranten
brauchen ihn.
„Es werden immer mehr in der ganzen Region. Derzeit kommen
sehr viele aus Zentralamerika, vor allem aus Honduras und El Salvador. Sie bitten
um Zuflucht in Mexiko, da die kriminelle Gewalt in ihrem Land sehr hoch ist. Kinder
und Jugendliche, die vollkommen alleine hier ankommen... Die Zahl der Minderjährigen
und die der Frauen, die alleine kommen, ist enorm gestiegen. Frauen und Kinder sind
zugleich auch die verwundbaren Gruppen. Während einer Reise, einer Überfahrt kann
eine Frau mehrmals sexuell missbraucht werden, und die Minderjährigen sind potenzielle
Opfer der Arbeitsausbeutung, sexueller Sklaverei oder jeder anderen Sache.“
Schwester
Leticia Gutierrez ist eine engagierte italienische Missionarin, sie gehört zu einer
italienischen Ordensgemeinschaft und ist zu einem Fixpunkt für Migranten geworden.
Sie ist verantwortlich für den Bau von 66 neuen Zufluchtsorten in Mexiko und für eine
Ausdehnung des Hilfsnetzwerks für Migranten in Mexiko. Schwester Leticia ist sich
sicher, dass es eine Lösung für das Problem gäbe:
„Natürlich gibt es eine
Lösung. Vor allem sind es die Staaten selbst, die mit der Frage der Migranten anders
umgehen sollten! Es gibt einen freien Transitverkehr der Güter, warum also nicht auch
für Personen? Das ist der Ursprung für all die Armut, Misere und die geringen Entwicklungsmöglichkeiten
der Personen. In Mexiko wollen wir den Behörden eine Petition für den freien Personentransit
vorlegen, zumindest für diejenigen, die nachMexiko oder in die Vereinigten
Staaten wollen, um dort ein besseres Leben zu führen. Es ist doch nicht möglich, dass
man sich weiterhin gegenseitig tötet und diese Last dann weiter auf den Schultern
trägt. Immer mehr Tote! Jeden Tag sterben Migranten wegen der restriktiven Politik.“
Schwester
Leticia, Bruder Tomàs - beide erhalten immer wieder mal Drohungen. Doch als Helden
sehen sie sich deswegen nicht, meint der Franziskaner:
„Wir sind keine Helden!
Wir sind keine Supermänner, keineSuperfrauen. Wir sind normale, reale Personen,
die beschlossen haben, uns anderen Menschen zu widmen, um die Menschlichkeit nicht
zu betrügen und um nicht zusehen zu müssen, wie andere Menschen leiden. Wir wollen
unser Leben geben, und wir sagen es auch! Wir haben Angst, weil wir Menschen sind:
Leid, Mühe, Schweiß und Blut, aber wir gehen weiter. Nicht nur für Christus, sondern
für die Gerechtigkeit. Wir wollen diejenigen verfolgen, die diesen Schaden anrichten
und die das alles zulassen.“ (rv 26.03.2014 no)