2014-03-26 12:04:08

D: Limburg - die Vorgeschichte


Die Geschichte von Bischof Tebartz-van Elst und dem Bistum Limburg spannt sich über mehr als fünf Jahre, und ganz verschiedene Dinge spielen dort zusammen und tragen zur Dynamik des Falles bei. Eine Übersicht.

Im Januar 2008 wird Franz-Peter Tebartz-van Elst in sein neues Amt als Bischof von Limburg eingeführt. Er war bis dahin Weihbischof in Münster und tritt jetzt an die Stelle von Bischof Franz Kamphaus, der aus Altersgründen in den Ruhestand geht. Noch vor dem Amtsantritt des neuen Bischofs hatte das Domkapitel beschlossen, dass auf dem Domberg gebaut werden soll, damit künftige Bischöfe dort eine Residenz beziehen können. Tebartz beginnt mit einer Strukturreform: Bisherige Pfarreien werden, wie in anderen Diözesen auch, zu „Pastoralen Räumen“ zusammengelegt. Das führt zu erster Kritik – wie auch in anderen Bistümern. Ab August 2008 ist Franz Josef Kaspar als Generalvikar einer der engsten Mitarbeiter des neuen Bischofs.

2012: Tebartz-van Elst und Kaspar waren in Indien, über den Erste-Klasse-Flug kommt es zum Streit mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, weil Tebartz zunächst abstreitet, wirklich erster Klasse geflogen zu sein. Es kommt zu staatsanwaltlichen Ermittlungen zu einer eidesstattlichen Aussage des Bischofs.

Im Juni 2013 wird auf dem Limburger Domberg das neue „Diözesane Zentrum“ eingeweiht. Etwa zehn Millionen Euro hat es nach ersten Angaben gekostet, fast doppelt soviel wie ursprünglich geplant. Darüber regt sich Unmut im Bistum und darüber hinaus, auch in einigen Medien wie etwa der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“; der Unmut vermischt sich mit Widerstand gegen die Ausrichtung der Bistumsführung unter Tebartz-van Elst. In einem Hirtenbrief wirbt der Bedrängte Ende August, nachdem er in Rom mit der Bischofskongregation beraten hat, um Vertrauen und verspricht Transparenz zum Bau des Diözesanen Zentrums. Im September kommt Vatikankardinal Giovanni Lajolo, früherer Nuntius in Deutschland und genauer Kenner deutscher Befindlichkeiten, zu einer als „brüderlicher Besuch“ deklarierten Visite an die Lahn. Ergebnis: Eine Kommission der Deutschen Bischofskonferenz soll die Finanzierung des Diözesanen Zentrums prüfen, und ihr Befund soll veröffentlicht werden.

In Rom hofft man, dass damit das, was Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller eine „Kampagne“ gegen Limburgs Bischof nennt, zum Erliegen kommen wird. Zumal auch Generalvikar Kaspar aus Altersgründen in den Ruhestand geht. Doch im Oktober räumt das Bistum selbst ein, dass die Kosten für das Diözesane Zentrum noch weit höher waren als bisher bekannt: etwa 31 Millionen Euro nämlich. Ein Sturm bricht los; Priester, Laien, Medien fordern den Rücktritt des Bischofs, einer seiner Vermögensverwaltungs-Berater behauptet, Tebartz habe das Gremium belogen. Dieser verteidigt sich in der „Bild“-Zeitung, doch gleichzeitig kommt es in der Affäre um den Erste-Klasse-Flug gen Indien zu einem Strafbefehl gegen ihn. Daraufhin – wir schreiben Oktober 2013 – rückt auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, von seinem Limburger Amtsbruder ab.

Während in Limburg zehn Strafanzeigen gegen Bischof Tebartz-van Elst erstattet werden, die Prüfkommission der deutschen Bischöfe ihre Arbeit aufnimmt und viele Christen – auch evangelische – im Protest aus der Kirche austreten, halten sich der bedrängte Bischof und Zollitsch zeitgleich in Rom auf, zu Gesprächen mit dem Papst und der Kurienspitze. Am 23. Oktober verordnet Papst Franziskus Bischof Tebartz-van Elst eine Auszeit außerhalb des Bistums und setzt den designierten Generalvikar Wolfgang Rösch mit sofortiger Wirkung in sein Amt ein. Rösch bricht sofort nach Limburg auf in der Hoffnung, etwas Frieden ins Bistum zu bringen.

Kurz vor Jahresende, während sich Bischof Tebartz in einem niederbayrischen Benediktinerkloster aufhält, wird das Strafverfahren wegen seines Indien-Flugs nach Zahlung von 20.000 Euro eingestellt. Anfang März 2014 bringt Erzbischof Zollitsch den fertigen Limburger Prüfbericht in den Vatikan – eine seiner letzten Amtshandlungen als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Inhalt des Berichts bleibt zunächst vertraulich, der Ball liegt im Feld von Papst Franziskus. Bis zur Entscheidung von diesem Mittwoch.

(rv 24.03.2014 sk)







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