Der Vorsitzende des
Vereins der Ettaler Missbrauchsopfer begrüßt den Start des neuen Forschungsprojekts
der Deutschen Bischofskonferenz, und zwar speziell dessen interdisziplinären Ansatz.
Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle bringe den Opfern dann etwas, wenn ihre Fälle
in der neuen Studie berücksichtigt würden. Das sagte Robert Köhler, Vorsitzender des
Vereins der Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer, dem Münchner Kirchenradio.
Dass die deutschen Bischöfe nach einem gescheiterten Anlauf nun das Forschungsprojekt
zu Missbrauch in der katholischen Kirche an einen Verbund von sieben Professoren vergeben
haben, nennt Köhler „erstmal gut“. Wichtig sei es dabei aber, die Opfer ernst zu nehmen.
Für Köhler stellt sich vor allem die Frage, was man aus der Studie für die
Prävention innerhalb der Kirche lernt, mit welchen Mechanismen man Missbrauch „zukünftig
frühzeitig aufspüren kann“. Er wünscht sich hierbei eine starke Einbeziehung der Opfer
und, dass man aus ihren Schicksalen Lehren zieht. Missbrauch könne nur dann besser
vermieden werden, wenn man offen darüber rede. „Missbrauch findet immer statt, aber
er muss schnell aufgeklärt werden“, so Köhler. Auch auf die Frage nach einem Zusammenhang
von Missbrauch und zölibatären Strukturen in der Kirche erhofft sich der Vorsitzende
des Opfervereins Antwort.
2010 waren in Schule und Internat von Benediktinerkloster
Ettal zahlreiche gewalttätige, darunter auch sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige
im Lauf der letzten Jahrzehnte bekanntgeworden. 2013 veröffentlichte das Münchner
Institut für Praxisforschung und Projektberatung im gemeinsamen Auftrag von Abtei
und Opferverein eine Studie zu den Missbrauchsfällen im Kloster.