Kirchliche Hilfswerke
sind im Fall Syrien „mit einer immer dramatischer werdenden Situation konfrontiert“.
Das berichtet der Präsident von Caritas Österreich, Michael Landau. Seinen Angaben
zufolge fehlt es in den Flüchtlingslagern in Jordanien, die er vor kurzem besuchte,
an Nahrungsmitteln und Kleidung ebenso wie an Hygiene- und Sanitäreinrichtungen: „Zum
Teil müssen die Menschen in menschenunwürdigen Behausungen leben“. Krankheiten breiteten
sich aus, Kinder könnten keine Schule besuchen. Derzeit sei die Ukraine ein neuer
Krisenherd, der Aufmerksamkeit abziehe, so Landau in einem Interview der Wochenzeitung
„Die Furche“. „Wenn sich die Welt von Syrien abwendet, wird die menschliche Katastrophe
dort noch größer“, befürchtet der Caritas-Chef.
Auch der Präfekt der vatikanischen
Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, war vor kurzem im Nahen Osten, um
syrische Flüchtlinge zu treffen. Gegenüber Radio Vatikan sagt Sandri:
„Ich
fühlte mich sehr betroffen, als ich Flüchtlinge in Beirut traf. In dem Lager waren
sehr viele Kinder, und sie lebten unter sehr prekären Zuständen. Es war kalt, und
sie trugen keine Schuhe. Ich habe also aus unmittelbarer Nähe miterlebt, wie schrecklich
sie leben. Mein Herz trauert immer noch, wenn ich an diese Kinder denke.“
Ein
Weg zum Frieden in Syrien sei noch lange nicht in Sicht, glaubt Kurienkardinal Sandri.
Dies gelte übrigens auch für die Ukraine, die er als Ostkirchenverantwortlicher des
Vatikans gut kennt.
„Der Weg des Krieges ist immer einfach, schnell und
unmittelbar. Der Weg des Friedens hingegen braucht immer länger, weil unsere Herzen
nicht immer auf das hören, was Gott von uns will. Wir sehen oft in einem anderen Menschen
nicht den Mitbruder. Als Gläubige haben wir aber ein Mittel, das stärker ist als jegliche
Waffe: die Kraft Gottes, die alles unternehmen kann. Wir sind in seinen Händen.“
Stimme
für Flüchtlinge Eine europaweite Kampagne unter dem Titel „Europe Act Now“
(Europa, handle jetzt) will nun syrischen Flüchtlingen mit Hilfe von sozialen Netzwerken
eine Stimme geben. An der Kampagne sind über 100 europäische NGOs beteiligt, darunter
auch die Caritas und Diakonie. So soll auf das Leid der syrischen Flüchtlinge aufmerksam
gemacht werden. Mindestens 2,5 Millionen Syrer sind vor der Gewalt ins Ausland geflohen,
weitere 9,3 Millionen Menschen sind in Syrien auf Hilfen angewiesen. Somit sind mittlerweile
rund 40 Prozent der Bevölkerung auf der Flucht. Am Donnerstag stellten Vertreter der
Asylkoordination Österreich, des Diakonie Flüchtlingsdienstes und von Amnesty International
die Kampagne auf einer Pressekonferenz in Wien vor.
Auf der von den Initiatoren
eingerichteten Website gibt es die Möglichkeit, den eigenen Twitter-Account für syrische
Flüchtlinge zu öffnen. Diese könnten dadurch ihre Botschaften oder Berichte einem
weltweiten Publikum mitteilen. Mit dieser Funktion will man in erster Linie erreichen,
dass die Flüchtlingskatastrophe weiterhin in der Öffentlichkeit präsent bleibt. So
solle der Druck auf die handelnden europäischen Institutionen weiter erhöht werden,
hieß es von Seiten der Initiatoren.