Päpste gegen die Mafia: Kampf gegen Geldwäsche und Menschenhandel
Dass die Päpste gegen das organisierte Verbrechen ihre Stimme erheben, hat Tradition.
Dabei richtet sich das Engagement des Vatikans gegen das Phänomen heute auch auf die
„modernen“ Gesichter mafiöser Machenschaften: Korruption, Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität
und Menschenhandel. Blicken wir auf einige Momente der letzten Pontifikate zurück.
Johannes
Paul II. findet bei einem Sizilien-Besuch im Frühjahr 1993 deutliche Worte gegen die
italienische Mafia. Bei einer Eucharistiefeier in Agrigent weicht er von seinem Redemanuskript
ab. Sichtbar aufgewühlt wettert er mit erhobener Faust: „Gott hat gesagt: Du sollst
nicht töten. Kein Mensch, keine Menschenvereinigung, keine Mafia kann dieses hochheilige
Gesetz Gottes ändern und mit Füßen treten (…) Im Namen Christi wende ich mich an die
Verantwortlichen: Kehrt um! Eines Tages wird Euch das Jüngste Gericht Gottes einholen!“
Zum Zeitpunkt des Papstbesuches auf Sizilien befindet sich der Kampf des italienischen
Staates gegen das organisierte Verbrechen auf einem Höhepunkt. Im Sommer des Vorjahres
waren in Palermo die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino sowie weitere
Menschen durch Bomben der Mafia getötet worden. Auch vor der Ermordung von Geistlichen
schreckt die italienische Mafia nicht zurück. So wird im selben Jahr des Papstbesuches
auf Sizilien der Priester Pino Puglisi durch die sizilianische Mafia „Cosa Nostra“
getötet. Er hatte sich darum bemüht, der Jugend Alternativen zur Kriminalität aufzuzeigen.
Dass es nach der Papstrede von Agrigent vor zwei römischen Kirchen Sprengstoffattentate
gab, werteten Beobachter auch als Reaktion der Mafia auf die direkten Worte von Papst
Johannes Paul II.
„Ich bin hier, um euch zu ermutigen, keine Angst zu haben“,
sagt Benedikt XVI. im Oktober 2010 bei seinem Besuch in Palermo. Die Mafia bezeichnet
er als „Straße des Todes“. „Das Schlechte“ drohe sich „in den zivilen und religiösen
Gemeinschaft mit Taten“ auszubreiten, „die lieber nicht ans Tageslicht kommen wollen“,
sagt der deutsche Papst, der die Bürger zu Zivilcourage und Standhaftigkeit im Glauben
aufruft. Dass Verderbnis auch innerhalb der Kirche zu finden ist, wie nicht zuletzt
durch den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche deutlich wird, weiß dieser
Papst gut. Benedikt leitet eine Reform des vatikanischen Geldinstitutes IOR ein und
erklärt damit Korruption und Geldwäsche auch in den eigenen Reihen den Kampf.
An
diese Reform knüpft Papst Franziskus im Rahmen der umfassenden Kurienreform heute
an. Der argentinische Papst hat im ersten Pontifikatsjahr zudem deutlich gemacht,
dass ihm viel am Kampf gegen den Menschenhandel liegt, gegen ein Phänomen, das heute
zum lukrativsten Geschäft des weltweiten Organisierten Verbrechens zählt und mit zahlreichen
Formen der Kriminalität verwoben ist: dem Drogenhandel, der Zwangsarbeit und der sexuellen
Ausbeutung. Doch auch mit Korruption im globalen Finanz- und Wirtschaftsbereich ist
für diesen Papst nicht zu scherzen. In seiner Apostolischen Exhortation Evangelii
Gaudium richtet Franziskus den Blick auf die Opfer eines Wirtschafts- und Finanzsystems,
in dem der Mensch schon lange nicht mehr im Mittelpunkt steht und das ohne Rücksicht
auf Verluste auch über Leichen geht: „Diese Wirtschaft tötet“ spitzt das Franziskus
in seinem Lehrschreiben zu. Schon Benedikt XVI. hatte sich entschieden für mehr Ethik
in der Finanz- und Wirtschaftswelt ausgesprochen.