„Seid barmherzig,
wie es auch euer Vater ist!“ Diese „Haltung der Barmherzigkeit“, die sich in den Worten
Jesu in Lukas 6,36 ausdrückt, „ist gar nicht leicht zu verstehen.“ Das sagte Papst
Franziskus an diesem Montag in seiner Frühmesse im Vatikan. Um wirklich barmherzig
zu sein, brauche ein Mensch zwei Eigenschaften. Die erste sei, „sich wirklich selbst
zu erkennen“ und zu wissen, „dass wir Sünder sind“. Und sich für die eigenen Sünden
auch zu schämen:
„Es stimmt schon, wir haben niemanden ermordet – aber so
viele Kleinigkeiten, so viele tägliche Sünden… Da muss man denken: ‚Was für ein kleinmütiges
Herz, das habe ich gegen den Herrn getan’, und man muss sich schämen! Schämen vor
Gott... ‚Ich bin ein Sünder und schäme mich vor Dir und bitte Dich um Vergebung.’
Es ist so einfach und zugleich so schwer, zu sagen: ‚Ich habe gesündigt.’“
Oft
versuchen wir unsere Sünde zu rechtfertigen, indem wir die Schuld auf andere abwälzen,
so der Papst. Schon Adam habe das mit Eva so gemacht. Dann kam er zur zweiten Voraussetzung,
um wirklich barmherzig zu sein: „das Herz weit machen“, so nannte Franziskus das.
Denn „ein kleines, egoistisches Herz ist unfähig zur Barmherzigkeit“.
„Das
Herz weit machen! … Der Herr sagt: ‚Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Gebt, dann wird auch euch gegeben werden!’ Diese Großzügigkeit des Herzens! Und was
wird euch hinzugegeben? ‚Ein reiches, volles, gehäuftes, überfließendes Maß’... Wenn
du ein weites, großes Herz hast, dann kannst du mehr aufnehmen.“
Ein großes
Herz verurteile nicht, sondern vergebe, weil auch Gott uns unsere Sünden vergebe,
so Papst Franziskus. Barmherzige Menschen entschuldigten immer die Fehler der anderen
und dächten dabei an ihre eigenen Sünden.
„Aber hast du gesehen, was der
und der getan hat? – Ach, ich habe schon genug mit dem, was ich selber angerichtet
habe, ich mische mich da nicht ein... Das ist der Weg der Barmherzigkeit, um den wir
uns bemühen sollen. Wenn wir alle diese Einstellung hätten – alle Völker, die Menschen,
die Familien, die Stadtviertel –, wie viel Frieden wäre dann in der Welt, wie viel
Frieden in unseren Herzen! Denn die Barmherzigkeit ist der Weg zum Frieden.“