2014-03-17 13:32:30

Franziskus an Osttimor: Kirche sei kritisches Gewissen


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat die Kirche in Osttimor aufgerufen, weiterhin das „kritische Gewissen der Nation“ zu bleiben. Das setze eine Unabhängigkeit von der politischen Macht bei gleichzeitiger Zusammenarbeit für das Gemeinwohl voraus, sagte er am Montag vor den Bischöfen des seit 2002 unabhängigen südostasiatischen Landes. Zugleich sollten die Bischöfe das Evangelium von der Barmherzigkeit verkünden - und zwar in einer für ihre Kultur verständlichen Sprache. Osttimor ist neben den Philippinen das einzige Land Asiens mit einer katholischen Mehrheit. Der Bischof von Bacau, Basilio Do Nascimento, erzählt im Interview mit Radio Vatikan, wie die Kirche sich auf der Insel für Bildung und Demokratie einsetzt. Er leitet die kleine Bischofskonferenz von Ost-Timor.

„Die Kirche hat auch weiterhin eine wichtige Rolle in Ost-Timor, muss sich aber erst noch in die neue Realität hineinfinden. Unmittelbar nach der indonesischen Invasion hatte sie die Rolle einer Beschützerin des Volkes übernommen und alle Verstöße gegen die Menschenrechte durch die Besatzer angeprangert. Dann gab es eine Phase, in der sie sich für die Versöhnung mit den indonesischen Brüdern eingesetzt hat; und heute sieht sie sich als Erzieherin, nicht nur wegen ihres Engagenemts im Schulwesen, sondern weil sie die Timoresen lehren will, wie man in dieser neuen Lage seit der Unabhängigkeit leben sollte. Die Demokratie ist nämlich etwas Neues für Ost-Timor, wir sind von einem traditionellen System sofort zu einem modernen übergegangen, das muss die Bevölkerung erst einmal kennenlernen. Die Rolle der Kirche besteht heute also darin, sie zur Demokratie zu erziehen.“

Der neue Papst könne die besondere Lage Ost-Timors eigentlich leicht begreifen, findet Bischof Do Nascimento: Die Insel liege an der „Peripherie“ – ein Wort, das Franziskus lieb und teuer sei –, ja sie stelle ebenso wie Argentinien, Franziskus` Heimat, ein „Ende der Welt“ dar.

„Aber auch wenn es so klein ist und nur so eine begrenzte Unabhängigkeit hat: Es ist doch ein Land mit einer katholischen Tradition, die schon fünfhundert Jahre alt ist! Darum werden wir den Papst dazu einladen, im Jahr 2015 mit uns das 500-Jahr-Jubiläum der Evangelisierung von Timor zu feiern...“

Als größte Herausforderung für die drei Bistümer Ost-Timors nennt der Bischof die Bildung.

„Wenn wir sagen, dass 97 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, dann meint das die Zahl der Getauften. Aber ihr Glaubenswissen liegt sehr im Argen. Das ist unter anderem eine Folge des Bürgerkriegs: Damals ließen sich sehr viele Menschen taufen, aber die Kirche hatte nicht die Zeit und nicht das Geld, um sie im Glauben zu erziehen. Auch heute haben wir dafür zuwenig Strukturen, selbst das Ausbildungsniveau des Klerus und der Seelsorgehelfer ist ziemlich niedrig. Da brauchen wir die Hilfe von anderen Ortskirchen. Bisher hat uns vor allem die portugiesische Kirche geholfen, dieses Jahr auch die brasilianische. Aber die Bildung bleibt unsere größte Sorge, auf allen Ebenen.“

(rv/kna 17.03.2014 sk/gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.