Der Syrien-Nothilfekoordinator des UNO-Welternährungsprogramms, Muhannad Hadi, hat
die schnelle Auszahlung der bereits bewilligten Hilfsgelder angemahnt. Bis Ende Mai
fehlten 308 Millionen US-Dollar, sagte Hadi in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung vom Samstag. „Wir können den Menschen nicht sagen, esst einmal nicht. Wir
leben von der Hand in den Mund, was immer wir von den Regierungen bekommen“, betonte
Hadi. Im laufenden Monat hätten die Rationen um zwanzig Prozent gekürzt werden müssen.
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat nach Angaben des Koordinators in diesem
Jahr sieben Millionen Menschen aus Syrien zu ernähren, davon 4,25 Millionen im Land
und zusätzlich 2,7 Millionen in den Nachbarstaaten. Das seien mehr als die Bevölkerung
Jordaniens oder von mehreren Golfstaaten zusammengenommen. Von den 4,25 Millionen
Menschen in Syrien könnten eine halbe Million nicht erreicht werden. „Wir werden durch
beide Parteien des Konflikts daran gehindert, dorthin zu gehen, wohin wir wollen“,
so Hadi. Bewaffnete Gruppen verhinderten seit vielen Monaten den Zugang in den Nordosten
des Landes.
Manchmal müssten Konvois mit Hilfspaketen umkehren. Um von Damaskus
nach Homs oder nach Aleppo zu fahren, seien etwa fünfzig Straßenkontrollen zu passieren.
Die einen seien von der Regierung, andere von der Opposition, andere von Terroristen.
Schwierig ist nach Angaben Hadis das Überleben der Menschen, die keine Hilfe bekommen
könnten. Sie hätten die Anzahl der Mahlzeiten erst von drei auf zwei reduziert, dann
von zwei auf eine. Hadi: „Die Menschen essen, was immer sie haben. Sie essen selbst
Gras. Das können sie nicht lange durchhalten. “