2014-03-08 11:10:38

Weltfrauentag: „Gewalt wird gelernt“


RealAudioMP3 Jede dritte Frau in Europa hat Gewalt selbst erlebt. Zum Welttag der Frauen an diesem Samstag weist eine Studie nach, wie verbreitet häusliche und sexuelle Gewalt immer noch ist: Jede zehnte Frau zwischen 18 und 74 Jahren hat seit ihrem 15. Lebensjahr sexuelle Gewalt erfahren, jede zwanzigste wurde vergewaltigt. Die katholischen Frauen fordern deswegen mehr Rechtssicherheit für Opfer. Anne Rossenbach, Pressesprecherin des Sozialdienstes Katholischer Frauen, weist im Gespräch mit dem Kölner Domradio darauf hin, dass Gewalt gegen Frauen keine Frage mangelnden gesellschaftlichen Fortschritts ist:

„Grundsätzlich ist das Thema ja nicht so, dass in weniger fortschrittlichen Gesellschaften mehr Gewalt existiert. Es ist ein grundlegendes Problem, das vielleicht in Europa nur inzwischen etwas intensiver bearbeitet und sprechbarer geworden ist. Grundsätzlich hat die Weltgesundheitsorganisation schon vor mehreren Jahren festgestellt, dass Frauen mehr gesunde Lebensjahre durch häusliche Gewalt verlieren als durch alle Kriege, Hungersnöte und sonstigen Katastrophen zusammen.“

Den Grund für die Häufigkeit von Gewalt gegen Frauen macht Rossenbach dort fest, wo sie stattfindet: In den Familien und im gesellschaftlichen Umfeld.

„Grundsätzlich müssen wir sagen, Gewalt wird gelernt. Das heißt, die Fähigkeit Konflikte nicht gewaltlos auszutragen, wird von einer Generation auf die nächste übertragen und wenn man da nicht sehr früh schon anfängt, diese Gewaltspirale zu durchbrechen, perpetuiert sich das Problem.“

Ferner spielten der gesellschaftliche Wandel und sich ändernde Rollenbilder eine Rolle, mit denen viele Menschen nicht umgehen könnten. Dabei mache die Gewalt keinen Unterschied zwischen gutsituierten und prekären Lebensverhältnissen.

„Häusliche Gewalt kommt in allen Schichten vor, nur das Anzeigeverhalten scheint ein anderes zu sein. Das erleben wir auch in unserer Beratungsstelle. Sehr potente Frauen haben die Möglichkeit, eine Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen oder gleich zum Rechtsanwalt zu gehen. Weniger potente Frauen oder Frauen mit Migrationshintergrund, Frauen, die in Armut leben, landen vornehmlich in den Frauenhäusern. In der Mitte gibt es eine sehr große Gruppe von Frauen, die körperliche und sexuelle Gewalt nicht anzeigen, weil sie schambesetzt ist, weil sie Angst haben, ihren sozialen Status zu verlieren, weil sie vom Partner vielleicht auch materiell abhängig sind.“

Die Studie zu Gewalt an Frauen zeigt, dass die Gesellschaft allein das Problem nicht in den Griff bekommt, Rossenbach wirbt deswegen für klarere Gesetze und Durchführungsverordnungen, um eine konsequente Haltung auch des Staates gegen häusliche und sexuelle Gewalt zu etablieren.

(domradio 08.03.2014 ord)







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