Brasilien: Soziale Frage wird sich nach WM zuspitzen
Brasiliens Bevölkerung lässt sich durch die in 100 Tagen startende Fußball-WM immer
weniger über die zahlreichen sozialen Missstände im Land hinwegtrösten: Das hat der
österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler im Interview mit den „Salzburger
Nachrichten“ erklärt. Die Sozialproteste, die im Juni 2013 ihren bisherigen Höhepunkt
erreicht hatten, seien nicht verstummt und ihre Forderungen weiter unbeantwortet,
so Kräutler, der aus Österreich stammende Bischof der Amazonas-Diözese Xingu. Auch
ein logistisches Chaos ähnlich wie beim Weltjugendtag sei bei dem Sport-Großereignis
zu befürchten, weil mehrere Flughäfen nicht rechtzeitig fertiggestellt werden könnten.
Werde Brasilien Fußball-Weltmeister, werde der Jubel eine Zeitlang vieles zudecken,
so Kräutlers Prognose. Wenn nicht, würden die sozialen Fragen jedoch erst recht aufbrechen.
„Die Leute werden erst recht fragen: Was habe ich gehabt von der WM, wenn meine Kinder
keinen Platz in der Schule bekommen, wenn ich vor dem Krankenhaus Schlange stehen
muss und nicht drankomme, wenn Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig operiert
werden?“