Franziskus öffnet päpstliche Gärten in Castel Gandolfo
Papst Franziskus gibt die Gärten der Päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo für
die Öffentlichkeit frei. Ab sofort können Besucher den 55 Hektar großen Park besichtigen,
der zu den exterritorialen Besitzungen des Heiligen Stuhles in Italien zählt. Castel
Gandolfo diente den Päpsten seit den Zeiten des Barberini-Papstes Urban VIII. (1623-1644)
als Sommerresidenz. Franziskus ist der erste Papst seit Pius XI. (1922-1939), der
sich entschlossen hat, die Villa nicht zu nutzen. Die Päpste vor ihm haben sich rund
drei Monate im Jahr in Castel Gandolfo aufgehalten.
Besuche in den päpstlichen
Gärten sind über die Webseite der Vatikanischen Museen zu buchen. Die Eintrittskarte
kostet 26 Euro, eine Führung ist obligatorisch.
Der schönste Abschnitt des
Parks in Castel Gandolfo, und der erste, der nun zugänglich wird, ist der sogenannte
Barberini-Garten. Er bietet einen Magnolien-Garten, einen Rosen- und einen Kräuterweg
und mehrere Nymphäen, also architektonisch gestaltete Brunnen. Auch die Ruinen eines
römischen Amphitheaters und etliche Antikenfragmente sind hier zu bewundern. Von den
Gärten aus genießt man einen Blick auf das Latium und bei klarer Sicht bis zum Meer.
Allgemein lockt Castel Gandolfo mit übereinandergestaffelten Reizen: Die biscuitgelbe
päpstliche Villa thront auf einem Hügel, überragt von den beiden aufklappbaren Metallkuppeln
der vatikanischen Sternwarte, die hier 1936 eröffnet wurde. Zu Füßen der Anlage ruht
der dunkelblaue Vulkansee von Albano. Kastanien- und Eichenwälder auf den umliegenden
Bergen fächeln selbst an den heißesten Augusttagen gute Luft nach Castel Gandolfo,
und der Wein, der hier wächst, zählt zu den besten der Gegend. Kurz: Der Barberini-Papst
Urban VIII. wusste, was er tat, als er hier ab 1624 seine Sommervilla errichtete.
Freilich war er nicht der erste, dem es dieser köstliche Flecken Erde angetan
hatte. Anderthalb Jahrtausende zuvor hatte der römische Kaiser Domitian über dem Albaner
See einen Palast bauen lassen, von dem ein 120 Meter langer Bogengang erhalten ist.
Weil Domitian ein besonders phantasievoller Verfolger der frühen Christen war, kann
man in Castel Gandolfo einen späten, aber gelassenen Triumph der Päpste über die Antike
erblicken.
Urban rief seinen bevorzugten Architekten, Carlo Maderno – jener,
der gleichzeitig in Rom die Fassade des Petersdoms baute. Er sollte den antiken Kaiserpalast,
der lange Jahrhunderte vornehmlich als Steinbruch gedient hatte, nicht vollends zerstören,
sondern mit neuem Leben füllen. Ein Auftrag, der geradezu die heutige Denkmalschutzidee
vorwegnimmt. Urbans Sensibilität für das alte Gemäuer erstaunt, da er in Rom ganz
anderes befahl. Wie die Römer spöttelten: „Quod non fecerunt barbari fecerunt Barberini“
- Was nicht die Barbaren zerstörten, das zerstörten die Barberini. Maderno wurde dem
päpstlichen Auftrag gerecht.
Das Wasser des Sommerresidenz kommt aus einem
unterirdischen Leitungssystem, das Kaiser Domitian angelegt hatte. Auf dem Gelände
der Papstvilla in den Albaner Bergen liegt ein Bauernhof, dessen glückliche Hühner
und Kühe reichlich Milch und Eier für die päpstliche Tafel liefern. Was übrig bleibt,
wandert in die Regale des Vatikan-Supermarktes.
Der Sommersitz des Papstes
ist mit 55 Hektar größer als der Vatikan selbst, und der Papst hatte ihn bisher für
sich allein, während die vatikanischen Gärten schon seit Paul VI. interessierten Besuchern
offen standen. Papst Benedikt XVI. hatte nach seinem Amtsverzicht einige Zeit in Castel
Gandolfo zugebracht. Seither sind Palast und Garten ungenutzt. Die Bevölkerung des
malerischen kleinen Städtchens, das überwiegend vom Papst-Tourismus lebt, war immer
unglücklich mit der Entscheidung von Papst Franziskus, die Villa nicht zu nutzen.