Nach einem schweren Anschlag im Nordosten Nigerias steigt die Zahl der Todesopfer.
Lokale Medien berichteten am Sonntag von mehr als 40 Toten. In Maiduguri, der Hauptstadt
des Bundesstaates Borno, waren am Samstagabend zwei Autobomben explodiert. Ein Sprengsatz
detonierte in einem belebten Stadtviertel, wo zahlreiche Menschen die Fernsehübertragung
eines Fußballspieles verfolgten. Als Drahtzieher hinter den Anschlägen wird die Terrorgruppe
Boko Haram vermutet, die vor allem im Norden des afrikanischen Landes versucht, durch
Gewalt einen islamistischen Staat zu errichten. Viele fürchten eine Ausbreitung des
radikalen Islam in Afrika. Efrem Tresoldi sieht hingegen eher soziale Gründe. Er ist
Chefredakteur von „Nigrizia“, der Zeitschrift der Comboni-Missionare, einer in Afrika
sehr aktiven katholischen Ordensgemeinschaft.
„In Nigeria gehören die Region
Borno und Jobe zu den ärmsten des Landes mit einer Lebenserwartung von gerade einmal
47 Jahren und einem verbreiteten Analphabetismus. Eine gewisse Rachsucht ist unter
den Menschen weit verbreitet wegen der vielen Ungerechtigkeiten auch von Seiten des
Staates und wegen des Gefühls vergessen zu sein. Boko Haram kann solche Grausamkeiten
nicht nur aufgrund der Indoktrination ihrer Kämpfer begehen, sondern auch wegen des
Bedürfnisses nach Selbstjustiz gegenüber einem völlig ungenügenden Staat. Ist gibt
also soziale und wirtschaftliche Hintergründe, die diese Gegenden zu einem fruchtbaren
Boden für kriminelle Gruppen machen.“
300.000 Menschen sollen im Norden
des Landes mittlerweile auf der Flucht sein. Tresoldi dazu:
„Die humanitäre
Not ist ein gravierendes Problem, und sie muss mit Hilfe auch internationaler Organisationen
angegangen werden. Aber die Lösung kann nicht allein die militärische oder polizeiliche
Repression der Bewegung sein: Man muss wirklich Hand anlegen an soziale und wirtschaftliche
Reformen, um der großen Mehrheit junger Menschen Hoffnung zu schenken, die sonst keinerlei
Perspektiven haben.“
Seit Jahresbeginn sind bereits 549 Menschen in Nord-Nigeria
dem islamistischen Terror zum Opfer gefallen. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustandes
in den Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobe am 14. Mai 2013 wurden 1.850 Christen
und Muslime bei Überfällen von Boko-Haram-Kämpfern in Nord-Nigeria getötet.