Ganz so geheim ist
es mittlerweile nicht mehr, was der Papst letzte Woche mit seinem Kardinalskollegium
alles so besprochen hat. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx und einige andere haben
von ihren Eindrücken beim „Konsistorium“ vom Donnerstag und Freitag hinter verschlossenen
Türen berichtet. Wir haben noch einmal mit dem Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe
Barbarin, gesprochen und ihn vor allem nach dem Stil des neuen Papstes gefragt. Wie
ist das denn so, wenn Papst Franziskus zur Beratung in die Synodenaula des Vatikans
bittet?
„Das ist ein brüderlicher Moment und gleichzeitig ein bisschen frustrierend,
denn jeder spricht zwischen fünf und sieben Minuten, also hört man etwa achtzig Wortmeldungen
direkt hintereinander! Es gibt keine wirklichen Diskussionen unter uns. Man spricht
mit seinen Sitznachbarn, mit dem, der vor einem sitzt, dem, der hinter einem sitzt,
aber sonst hat man kaum brüderliche Kontakte. Es gibt kleine Kaffeepausen, wenn man
da etwas auf dem Herzen hat, stürzt man auf einen Kardinal zu und sagt: ‚Weißt du,
dies und das wollte ich dir noch sagen...’ Aber das ist schon etwas heftig, an einem
Nachmittag 25 Wortmeldungen am Stück zu hören!“
Papst Franziskus will
das synodale Element noch stärker betonen als seine Vorgänger, und darum richten sich
große Erwartungen auf die angesetzten Bischofssynoden vom Herbst 2014 und 2015. Doch
die Art und Weise der Debatten in der Synodenaula hat sich, so ergibt sich aus den
Bemerkungen von Kardinal Barbarin, im Vergleich zu früher noch nicht so richtig verändert.
„Man
hört allen aufmerksam zu; viele haben ja wirklich neue und interessante Vorstellungen,
darum macht man sich Notizen – aber alles in allem hat man da noch nicht die Formel
gefunden, man muss sie weiter suchen. Also, ein gutes und brüderliches Klima, ohne
Zweifel, man ist auch einfach froh, sich mal wieder zu sehen. Man braucht ja auch
diese brüderlichen Kontakte untereinander, man hat sich Dinge zu sagen, lädt sich
gegenseitig ein... also, es herrscht da eine gewisse Brüderlichkeit.“