Mit Sorge blickt Papst
Franziskus nach Venezuela. Dort protestieren in den letzten zwei Wochen Zehntausende
von Menschen gegen Mangelwirtschaft und Kriminalität. Die Bischöfe verurteilten am
Dienstag scharf den Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten: Die Sicherheitskräfte
hätten „jede Grenze überschritten“ und „unumkehrbare Konsequenzen“ herausgefordert.
Diplomatischer war der Appell des Papstes an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz
formuliert.
„Ich verfolge mit besonderer Sorge, was in diesen Tagen in Venezuela
geschieht. Lebhaft wünsche ich ein Ende der Gewalt, so bald wie möglich, und dass
das ganze Volk Venezuelas, angefangen von den Verantwortlichen in Politik und Behörden,
sich für die nationale Versöhnung einsetzen möge. Es geht um gegenseitige Vergebung
und einen ehrlichen Dialog, der der Wahrheit und der Gerechtigkeit Rechnung trägt
und bei dem konkrete Themen für das Gemeinwohl auf den Tisch kommen!“
Mindestens
dreizehn Menschen sollen beim Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten in
Venezuela ums Leben gekommen sein. Die Bischöfe fordern eine Untersuchung ihrer Todesumstände
und Prozesse gegen „Mitglieder der Organismen, die ihre Befugnisse überschritten haben“.
Die Zahl der Verletzten liegt nach offiziellen Angaben bei etwa 150 Menschen. Präsident
Nicolas Maduro hat die Einrichtung einer Wahrheitskommission vorgeschlagen und will
an diesem Mittwoch einen Nationalen Dialog der gesellschaftlich relevanten Kräfte
starten. Nochmals Papst Franziskus:
„Ich verspreche mein konstantes und
inständiges Gebet vor allem für die, die bei den Zusammenstößen das Leben verloren
haben, und für ihre Angehörigen. Ich lade alle Gläubigen ein, durch die mütterliche
Fürsprache Unserer Lieben Frau von Coromoto zu Gott zu flehen, damit das Land bald
zu Frieden und Eintracht zurückfinden möge.“
Venezuelas Bischöfe betonen
in ihrem Statement vom Dienstag auch, dass die Menschen das Recht zu Demonstrationen
hätten: Das stehe schließlich in der Verfassung. Allerdings dürften die Proteste nicht,
„wie wir das leider in einigen Fällen beobachtet haben“, in Gewalt ausufern. „Wir
stellen aber auch fest, dass bewaffnete Gruppen, die weder zur Polizei noch zum Militär
gehören“ – damit sind wohl die vom Regime aufgestellten und bewaffneten „boliviarischen“
Paramilitärs gemeint – „sich gegen die unbewaffneten Bürger wenden.“ Solche Gruppen
stünden „außerhalb des Gesetzes“, besäßen „keinerlei Autorität“ und untergrüben „die
Fundamente des Zusammenlebens“.