Papst Franziskus hat einen Brief an katholische Familien geschrieben. Der Vatikan
veröffentlichte das Schreiben an diesem Dienstag, datiert ist es auf den 2. Februar
2014, das Fest der Darstellung des Herrn. Mit zwei Weltbischofssynoden 2014 und 2015
hat der Papst das Thema Familie für die nächsten Jahr ins Zentrum gestellt. Auch Papst
Johannes Paul II. hatte sich mit einem Schreiben an Familien gewandt. Wir dokumentieren
im Folgenden Franziskus' Brief im Volltext in der offiziellen deutschen Übersetzung.
Liebe Familien, ich komme an eure Haustür, um über ein Ereignis
mit euch zu sprechen, das bekanntlich im kommenden Oktober im Vatikan stattfinden
wird. Es geht um die außerordentliche Vollversammlung der Bischofssynode, die einberufen
wurde, um über das Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext
der Evangelisierung“ zu diskutieren. Heute ist die Kirche nämlich aufgerufen, sich
bei der Verkündigung des Evangeliums auch den neuen pastoralen Dringlichkeiten zu
stellen, die die Familie betreffen.
Diese wichtige Begegnung bezieht das gesamte
Volk Gottes der Teilkirchen aus der ganzen Welt ein – Bischöfe, Priester, Personen
gottgeweihten Lebens und gläubige Laien –, die sich aktiv an ihrer Vorbereitung beteiligen
mit konkreten Vorschlägen und mit dem unverzichtbaren Beitrag des Gebetes. Die Unterstützung
des Gebets ist äußerst notwendig und bedeutungsvoll, besonders durch euch, liebe Familien.
Diese Synodenversammlung ist ja in besonderer Weise euch gewidmet, eurer Berufung
und Sendung in der Kirche und in der Gesellschaft, den Fragen der Ehe, des Familienlebens,
der Erziehung der Kinder und der Rolle der Familien in der Sendung der Kirche. Daher
bitte ich euch, inständig zum Heiligen Geist zu beten, dass er die Synodenväter erleuchte
und sie in ihrer wichtigen Aufgabe leite. Wie ihr wisst, wird dieser außerordentlichen
Synodenversammlung ein Jahr später die ordentliche Vollversammlung folgen, die dasselbe
Thema Familie weiterführen wird. Und in diesem Zusammenhang wird im September 2015
auch das Welttreffen der Familien in Philadelphia stattfinden. Beten wir also alle
gemeinsam, dass die Kirche durch diese Ereignisse einen wirklichen Weg der Unterscheidung
zurücklege und geeignete pastorale Mittel ergreife, um den Familien zu helfen, die
heutigen Herausforderungen mit dem Licht und der Kraft zu bewältigen, die aus dem
Evangelium kommen.
Ich schreibe euch diesen Brief an dem Tag, an dem das Fest
der Darstellung Jesu im Tempel gefeiert wird. Der Evangelist Lukas erzählt, dass die
Muttergottes und der heilige Josef den Knaben gemäß dem Gesetz des Mose zum Tempel
brachten, um ihn dem Herrn darzubringen, und dass zwei alte Menschen, Simeon und Hanna,
vom Heiligen Geist geführt, ihnen entgegengingen und in Jesus den Messias erkannten
(vgl. Lk 2,22-38). Simeon nahm ihn in die Arme und dankte Gott, weil er endlich
das Heil „geschaut“ hatte; Hanna fand trotz ihres hohen Alters neue Kraft und sprach
zu allen über das Kind. Das ist ein schönes Bild: zwei junge Eltern und zwei alte
Menschen von Jesus zusammengeführt. Wirklich, Jesus lässt die Generationen einander
begegnen und vereint sie! Er ist die unerschöpfliche Quelle jener Liebe, die alle
Verschlossenheit, alle Einsamkeit, alle Traurigkeit überwindet. Auf eurem Weg als
Familie teilt ihr viele schöne Momente miteinander: die Mahlzeiten, die Ruhe, die
Arbeit im Hause, die Vergnügungen, das Gebet, die Reisen und die Wallfahrten, die
Taten der Solidarität… Doch wenn die Liebe fehlt, fehlt die Freude, und die echte
Liebe wird uns von Jesus geschenkt: Er bietet uns sein Wort an, das unseren Weg erleuchtet;
er gibt uns das Brot des Lebens, das die tägliche Mühe unseres Weges unterstützt.
Liebe
Familien, euer Gebet für die Bischofssynode wird ein kostbarer Schatz sein, der die
Kirche bereichert. Ich danke euch, und ich bitte euch, auch für mich zu beten, dass
ich dem Volk Gottes in Wahrheit und in Liebe dienen kann. Der Schutz der seligen Jungfrau
Maria und des heiligen Josef begleite stets euch alle und helfe euch, in der Liebe
vereint und im gegenseitigen Dienst voranzugehen. Von Herzen rufe ich auf jede Familie
den Segen des Herrn herab.
Aus dem Vatikan, am 2. Februar 2014, dem Fest
der Darstellung des Herrn