Geduld ist keine Resignation,
sondern lässt unser Leben reifen. Ohne Geduld gibt es auch keine Weisheit. Daran hat
Franziskus an diesem Montag bei seiner Morgenmesse in der Casa Santa Marta erinnert.
Ausgehend vom Brief des Jakobus warnte der Papst vor den Versuchungen der Ungeduld:
Alles immer sofort zu wollen, sei unreif und bockig und beinhalte nicht zuletzt auch
den Wunsch nach Allmächtigkeit. Beispiel dafür seien die Pharisäer, die von Jesus
ein Zeichen verlangten.
„Sie verwechseln die Art Gottes zu handeln mit
dem Handeln eines Zauberers. Gott handelt nicht wie ein Zauberer, Gott hat seine eigene
Art voranzugehen. Die Geduld Gottes – auch er hat Geduld. Jedes Mal, wenn wir zum
Sakrament der Versöhnung, zur Beichte, gehen, singen wir der Geduld Gottes einen Lobgesang.
Wie der Herr uns auf seinen Schultern trägt – mit wie viel Geduld, wie viel Geduld!
Das christliche Leben muss sich zu dieser Musik der Geduld abspielen, denn sie ist
die Musik unserer Väter, des Volkes Gottes, derjenigen, die dem Wort Gottes geglaubt
haben, die dem Gebot des Herrn gefolgt sind, das er unserem Vater Abraham gab: ,Wandle
vor mir und sei untadelig‘.“
Das Volk Gottes „hat viel gelitten, es wurde
verfolgt und gemordet“, unterstrich der Papst mit Bezug auf den Brief an die Hebräer.
Doch habe es „die Freude“ gehabt, stark zu bleiben im Glauben, fuhr er fort. „Diese
Geduld brauchen wir angesichts von Versuchungen: die Geduld einer erwachsenen Person,
die Geduld Gottes“. Dies sei „die Geduld unseres Volkes“, so Franziskus:
„Wie
geduldig ist unser Volk! Noch heute! Wenn wir in die Gemeinden gehen und Menschen
sehen, die leiden, Probleme haben, ein behindertes Kind haben oder unter einer Krankheit
leiden, doch das Leben mit Geduld weiterführen. Sie erbitten keine Wunder wie die
Menschen des Evangeliums, die ein Zeichen wollten. Sie sagten: ,Gib uns ein Zeichen!‘
Nein, darum bitten sie nicht; sie verstehen die Zeichen der Zeit zu lesen, wissen,
dass wenn der Feigenbaum keimt der Frühling kommt; sie können das unterscheiden. Die
Ungeduldigen des Evangeliums von heute, die ein Zeichen wollen – sie wussten nicht
die Zeichen der Zeit zu lesen und haben deshalb Jesus nicht erkannt.“
„Seid
voll Freude, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet“ - sicher, diesen Leitspruch
aus dem Jakobus-Brief könnte man auch missverstehen, räumte der Papst ein: „Das scheint
fast eine Einladung dazu, wie ein Fakir zu sein“, der auf einem Nagelbett sitzt. Darum
gehe es aber nicht, so Franziskus. Geduld sei vielmehr eine Frage der Vollendung:
„Und diese Leute, unser Volk, in den Gemeinden und unseren Institutionen
– viele Leute – sie sind es, die die Kirche voranbringen, mit ihrer Heiligkeit, der
alltäglichen, jeden Tag. ,Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen
geratet. Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer
aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig
sein, es wird euch nichts mehr fehlen.‘ (Jk 1, 2-4) Möge der Herr uns allen Geduld
geben, freudige Geduld, Geduld der Arbeit, des Friedens, die Geduld Gottes, die Er
hat, möge Er uns die Geduld unseres gläubigen Volkes geben, das beispielhaft ist.“