Als „Chance für die Ukraine“ sieht der Vorsitzende der römisch-katholischen Bischofskonferenz
des Landes die Proteste gegen die Politik von Staatspräsident Wiktor Janukowytsch.
„Dank ihnen kam Hoffnung auf eine Heilung des Staates auf, nach mehr Gerechtigkeit,
einer Vereinfachung von Reisen ins Ausland und für Investoren aus dem Ausland“, sagte
Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki am Donnerstag der polnischen Nachrichtenagentur KAI.
Ziel seien eine Änderung des politischen Systems und eine „pro-westliche Politik“.
Die
römisch-katholische Kirche unterstütze wie andere Glaubensgemeinschaften die Demonstranten,
so Mokrzycki. Ordensmänner feierten täglich auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz –
dem Maidan, der zum Hauptort der Proteste wurde – Gottesdienste und beteten dort.
Die Kirche verurteile die Gewalt gegen Demonstranten. Sie habe den Opfern und deren
Familien seelsorgliche und materielle Hilfe angeboten.
Der Erzbischof erklärte,
niemand habe eine „so starke Reaktion“ der Bürger auf die Weigerung von Präsident
Janukowytsch erwartet, das Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen. „Die
große Überraschung war die Energie und positive Entschlossenheit der Jugend.“ Diese
habe bewiesen, dass sie Teil Europas sein wolle.
In der Ukraine fordern seit
Ende November Regierungsgegner einen Politikwechsel und den Rücktritt von Janukowytsch.
Bei Straßenkämpfen zwischen Regierungsgegnern und Polizisten kamen im Januar mindestens
vier Menschen ums Leben.
Der römisch-katholischen Kirche gehören mehr als eine
Million der knapp 46 Millionen Ukrainer an. Etwa 5,5 Millionen sind Mitglied der mit
Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche.