Der Staat Bosnien-Herzegovina kann in seiner derzeitigen Zersplitterung und administrativen
Aufblähung „nicht überleben“. Das sagte der Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko
Puljic, bei einer Veranstaltung am Dienstag in Zagreb, zu der unter anderem der kroatische
Staatspräsident Ivo Josipiovic eingeladen hatten. Puljic nahm dabei auch zu den Demonstrationen
und den gewaltsamen Ausschreitungen am Wochenende in seiner Heimat Stellung. Was die
Demonstranten verlangten, sei legitim, er könne es unterstützen. Zerstörung und Gewalt
seien aber nie gutzuheißen, fügte er hinzu. Berechtigt seien die Forderungen nach
demokratischer Mitsprache, Vorverlegung der Wahlen und einer Regierungs-Umstrukturierung.
Die Proteste seien Folgen der Wahlen von 2012, vor allem aber auch der Verträge von
Dayton, die zwar „den Bürgerkrieg beendet, aber nicht zum Aufbau der Demokratie und
zum friedlichen Zusammenleben beigetragen haben“. Dayton habe vielmehr die Spaltung
des Landes zementiert, was die internationale Gemeinschaft gleichgültig zur Kenntnis
genommen habe. Die Regierenden von heute seien nicht bereit, das Volk zu hören, das
jetzt protestiere.