Papst zum Weltkrankentag: „Das Lächeln Gottes in die Welt tragen“
Die Kirche „sieht in den Kranken eine besondere Anwesenheit des leidenden Christus“.
Das schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltkrankentag am 11. Februar
2014. In diesem Jahr steht die Papstbotschaft unter dem Titel „Glaube und Liebe: So
müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben“. Wer sich großherzig um seinen
kranken und gebrechlichen Nächsten kümmere, leiste einen wesentlichen Beitrag für
das Kommen des Gottesreichs schreibt Franziskus in dem Text. Der Papst ermuntert zu
einer liebevollen Pflege von kranken und gebrechlichen Menschen; dadurch gelangten
„die Hoffnung und das Lächeln Gottes in die Gegensätze der Welt“. Franziskus` Botschaft
wurde wie üblich vorab veröffentlicht und zwar bereits im Dezember 2013. Den Welttag
der Kranken begeht die Kirche aber immer am 11. Februar, dem Fest Unserer Lieben Frau
von Lourdes.
Radio Vatikan dokumentiert hier die Botschaft von Papst Franziskus
zum Welttag der Kranken 2014 in der offiziellen deutschen Übersetzung:
Glaube
und Liebe: „So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben“ (1 Joh 3,16)
Liebe
Brüder und Schwestern!
1. Aus Anlass des XXII. Welttags der Kranken, der in
diesem Jahr unter dem Thema „Glaube und Liebe: „So müssen auch wir für die Brüder
das Leben hingeben“ (1 Joh 3,16)“ steht, wende ich mich besonders an die kranken Menschen
und an alle, die ihnen mit ihrer Hilfe und Fürsorge beistehen. Die Kirche erkennt
in euch, liebe Kranke, eine besondere Gegenwart des leidenden Christus. So ist es:
Bei, ja in unserem Leiden ist das Leiden Jesu, der zusammen mit uns dessen Last trägt
und uns dessen Sinn offenbart. Als der Sohn Gottes am Kreuz hing, hat er die Einsamkeit
des Leidens vernichtet und dessen Dunkelheit erhellt. So stehen wir vor dem Geheimnis
der Liebe Gottes zu uns, die uns Hoffnung und Mut gibt: Hoffnung, weil im Liebesplan
Gottes auch die Nacht des Leids sich dem österlichen Licht öffnet; und Mut, um mit
ihm an der Seite, mit ihm vereint allen Widrigkeiten entgegenzutreten.
2. Der
Mensch gewordene Sohn Gottes hat Krankheit und Leid nicht aus der menschlichen Erfahrung
beseitigt, aber indem er sie auf sich genommen hat, hat er sie verwandelt und relativiert.
Relativiert, weil Krankheit und Leid nicht mehr das letzte Wort haben, welches dagegen
das neue Leben in Fülle ist; verwandelt, weil sie in der Vereinigung mit Christus
als etwas negativ Erfahrenem zu etwas Positivem werden können. Jesus ist der Weg,
und mit seinem Geist können wir ihm folgen. Wie der Vater den Sohn aus Liebe hingegeben
hat, und der Sohn sich selbst aus derselben Liebe hingegeben hat, so können auch wir
die anderen lieben, wie Gott uns geliebt hat, indem wir das Leben für die Brüder und
Schwestern hingeben. Der Glaube an den guten Gott wird zur Güte, der Glaube an den
gekreuzigten Christus wird zur Kraft, bis zum Äußersten zu lieben und auch die Feinde
zu lieben. Der Beweis des echten Glaubens an Christus ist die Selbsthingabe, die Ausbreitung
der Liebe zum Nächsten, besonders zu dem, der sie nicht verdient, der leidet, der
ausgegrenzt wird.
3. Aufgrund der Taufe und der Firmung sind wir gerufen, Christus
ähnlich zu werden, dem Barmherzigen Samariter aller Leidenden. „Daran haben wir die
Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die
Brüder das Leben hingeben“ (1 Joh 3,16). Wenn wir uns mit Zärtlichkeit denen zuwenden,
die der Pflege bedürfen, tragen wir die Hoffnung und das Lächeln Gottes in die Gegensätze
der Welt. Wenn die großherzige Hingabe an die anderen zum Stil unseres Handelns wird,
dann geben wir dem Herzen Christi Raum und werden davon erwärmt; so leisten wir unseren
Beitrag für das Kommen des Reiches Gottes.
4. Um in der Zärtlichkeit, der respektvollen
und feinfühligen Liebe zu wachsen, haben wir ein christliches Vorbild, auf das wir
mit Sicherheit unseren Blick richten können. Es ist die Mutter Jesu und unsere Mutter,
die aufmerksam ist für die Stimme Gottes und die Nöte und Schwierigkeiten ihrer Kinder.
Gedrängt von der göttlichen Barmherzigkeit, die in ihr Fleisch angenommen hat, denkt
Maria nicht an sich selbst und macht sich eilends auf den Weg von Galiläa nach Judäa,
um ihre Verwandte Elisabet aufzusuchen und ihr zu helfen. Sie wendet sich auf der
Hochzeit zu Kana an ihren Sohn, als sie sieht, dass der Wein für das Fest ausgeht.
Sie trägt auf der Pilgerschaft ihres Lebens in ihrem Herzen die Worte des greisen
Simeon, die ihr ein Schwert voraussagen, das ihre Seele durchdringen wird, und harrt
standhaft unter dem Kreuz Jesu aus. Sie weiß, wie man diesen Weg geht, und deshalb
ist sie die Mutter aller Kranken und Leidenden. Mit kindlicher Verehrung dürfen wir
uns vertrauensvoll an sie wenden, in der Gewissheit, dass sie uns helfen, uns unterstützen
und nicht im Stich lassen wird. Sie ist die Mutter des Gekreuzigten und Auferstandenen:
Sie bleibt bei uns in unseren Kreuzen und begleitet uns auf dem Weg zur Auferstehung
und zur Fülle des Lebens.
5. Der heilige Johannes, der Jünger, der mit Maria
unter dem Kreuz stand, führt uns zu den Quellen des Glaubens und der Liebe, zum Herzen
Gottes, der „die Liebe ist“ (vgl. 1 Joh 4,8.16). Er erinnert uns daran, dass wir Gott
nicht lieben können, wenn wir die Brüder und Schwestern nicht lieben. Wer mit Maria
unter dem Kreuz steht, lernt zu lieben wie Jesus. Das Kreuz ist „die Gewissheit der
treuen Liebe Gottes zu uns. Eine so große Liebe, dass sie in unsere Sünde eindringt
und sie verzeiht, in unser Leiden eindringt und uns die Kraft schenkt, es zu tragen,
sogar in den Tod eindringt, um ihn zu überwinden und uns zu retten. […] das Kreuz
Christi lädt auch ein, uns von dieser Liebe anstecken zu lassen; es lehrt uns also,
den anderen immer mit Barmherzigkeit und Liebe zu betrachten – vor allem den, der
leidet, der Hilfe braucht“(Kreuzweg mit den Jugendlichen in Rio de Janeiro, 26. Juli
2013).
Ich vertraue diesen XXII. Welttag der Kranken der Fürsprache Marias
an, damit sie den Kranken helfe, das eigene Leiden in Gemeinschaft mit Jesus Christus
zu leben, und damit sie diejenigen unterstütze, die den Kranken beistehen. Allen –
den Kranken, den im Krankendienst Tätigen und den Ehrenamtlichen – erteile ich von
Herzen den Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 6. Dezember 2013 Papst
Franziskus