Zentralafrikanische Republik: Lynchjustiz schockt die Zivilbevölkerung
Zu möglichen Kriegsverbrechen in der Zentralafrikanischen Republik hat der Internationale
Strafgerichtshof (ICC) jetzt Vorermittlungen eingeleitet. Die Situation der Zivilbevölkerung
in dem Land habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, teilte die ICC-Chefanklägerin
Fatou Bensouda mit. Bei ihr seien zahlreiche Berichte über Fälle extremer Brutalität
eingegangen - darunter Tötungen, Folter und Vergewaltigungen.
Die Fälle sind
der wohl extremste Ausdruck des seit Monaten schwelenden Konfliktes, der schon ein
Fünftel der Gesamtbevölkerung zur Flucht veranlasst hat. Dabei wollen die meisten
Menschen im bitterarmen Zentralafrika mit Blutvergießen und Lynchjustiz eigentlich
nichts zu tun haben, erklärt Pétula Fernandé Malo von der Caritas Bangui im Gespräch
mit Radio Vatikan. In der Hautpstadt haben Regierungssoldaten am Mittwoch einen mutmaßlichen
Seleka-Rebellen auf offener Straße brutal getötet. Das Ganze wurde von Schaulustigen
gefilmt und ins Internet gestellt. Solche Szenen bringen viel Hass und Unmenschlichkeit
zum Ausdruck, sagt Malo.
„Das hat uns alle hier überrascht. Im Großen und
Ganzen sind die meisten Menschen hier in Bangui nämlich friedlich! Ich gehe davon
aus, dass es eine kleine Minderheit ist, die noch immer nach Rache dürstet. Der Vorfall
ereignete sich bei einer militärischen Feier, und niemand kann mit Bestimmtheit sagen,
ob es sich beim Opfer wirklich um einen ehemaligen Seleka-Rebellen handelt.“
Die
Tat ereignete sich kurz nach dem Ende einer Rede der neuen Übergangspräsidentin Catherine
Samba-Panza. Darin hatte sie auch ihren Stolz auf die zentralafrikanische Armee ausgedrückt.
Die erst seit dem 20. Januar regierende Staatschefin versucht, das christlich geprägte
Land wieder zu Frieden und Ordnung zu führen.
„Der Konflikt hat dazu geführt,
dass sich das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen verschlechtert hat. Das kann
man nicht einfach leugnen. Auch wenn es Projekte zur Versöhnungsarbeit gibt, so ist
das Zusammenleben heute nicht sehr einfach. Konkret spüren wir das in den einzelnen
Stadtvierteln. Da ist die religiöse Trennung voll im Gange, und jeder muss aufpassen,
wenn er im ,falschen´ Viertel lebt.“
Lynchjustiz kommt in Bangui immer
häufiger vor. Allein die UNO-Blauhelme haben in den vergangenen Wochen drei Lynchattacken
in letzter Minute verhindert.