Papst zum Weltjugendtag 2016: „Habt Mut zur Armut vor Gott“
Selig die Armen, die
Menschen reinen Herzens und die Barmherzigen – die Seligpreisungen des Matthäusevangeliums
stellt Franziskus ins Zentrum seiner Botschaft zum Weltjugendtag, die den Jugendlichen
als Orientierung für die kommenden drei Jahre dienen soll. Der Vatikan veröffentlichte
sie an diesem Donnerstag. In dem Schreiben plädiert der Papst für einen Lebensstil
der „Armut vor Gott“. „In einer Zeit, in der viele Menschen unter der Wirtschaftskrise
leiden, kann es unangebracht erscheinen, Armut mit Glück zu verbinden“, wendet sich
der Papst in seiner Botschaft an die jungen Leute. Und er skizziert im Folgenden dann
auch ein „Modell von Glück“, das im Gegensatz zu dem steht, das gewöhnlich von den
Medien, vom herrschenden Denken vermittelt wird“.
Armut heißt Freiheit, so
der Papst – Freiheit „den Dingen gegenüber“. Und er ermutigt die Jugend zu einem Lebensstil
der Genügsamkeit, der das Wesentliche sucht, statt in Konsum und Überfluss zu ersticken:
„Kommen wir von der Habgier los, vom vergötterten und dann verschwendeten Geld. Geben
wir Jesus den ersten Platz. … Auch um die Wirtschaftskrise zu überwinden, muss man
bereit sein, seinen Lebensstil zu ändern und die vielen Verschwendungen zu vermeiden.
So wie der Mut zum Glück nötig ist, braucht es auch den Mut zur Genügsamkeit“, so
der Papst.
Armut lehre uns Demut und Gottvertrauen, fährt er fort, erinnere
daran, dass „der Wert eines Menschen nicht nach seinem Besitz bemessen wird“: „Ein
Armer, ein Mensch ohne materielle Güter, behält immer seine Würde.“ Dazu gehöre auch
„das Bewusstsein der eigenen Grenzen.“ Franziskus sieht gerade hier eine Schlüsselaufgabe
der Jugend, die er zu tätiger Solidarität mit den Armen aufruft: Euch Jugendlichen
übertrage ich in besonderer Weise die Aufgabe, ins Zentrum der menschlichen Kultur
wieder die Solidarität zu setzen.“ Der Papst zählt hier „alte und neue Formen der
Armut“ auf: Arbeitslosigkeit, Auswanderung und Abhängigkeiten „verschiedener Art“
sowie eine angesichts der Krise verbreitete Hoffnungslosigkeit. Hier gelte es „wachsam“
und „informiert“ zu sein und „die Versuchung zur Gleichgültigkeit zu überwinden.
Neben
dem Zusammenhang von Armut und Glück betont Franziskus weiter die enge Verknüpfung
von Freude und der Weitergabe des Glaubens und greift damit das Motto seines apostolischen
Schreibens „Evangelii gaudium“ auf: „Die Evangelisierung wird in unserer Zeit nur
durch Übertragung von Freude möglich sein“, zeigt sich der Papst überzeugt. Und er
spornt die Jugendlichen an, sich nicht mit „Billigangeboten“ angeblichen Glücks zufrieden
zu geben: „Strebt dagegen nach großen Dingen! Macht eure Herzen weit!“ Reines Streben
nach Erfolg und dem schnellen Vergnügen führe zu keiner echten Befriedigung, so der
Papst. Es sei „sehr traurig“, eine „satte, aber schwache Jugend zu sehen“, ohne ein
Herz für den Nächsten und ohne Selbstbewusstsein: „Habt den Mut, gegen den Strom zu
schwimmen! Habt den Mut zum wahren Glück! Sagt ,Nein‘ zur Kultur des Provisorischen,
der Oberflächlichkeit und der Aussonderung – eine Kultur, die euch für unfähig hält,
Verantwortung zu übernehmen und die großen Herausforderungen des Lebens anzugehen!“
Seinen
Vorvorgänger Johannes Paul II. bezeichnete Franziskus als den „großen Patron“ des
Weltjugendtags 2016 in Krakau. In seiner Botschaft zum Weltjugendtag erinnerte Franziskus
daran, dass der polnische Papst, der am 27. April in Rom heiliggesprochen wird, der
Initiator dieser Großtreffen der Jugend gewesen sei: „Und in der Gemeinschaft der
Heiligen wird er euch allen ein Vater und ein Freund bleiben.“
Hintergrund Die
Papstbotschaft dient als Leitfaden für die jährlich national begangenen diözesanen
Weltjugendtage, speziell den kommenden am 13. April. Der nächste große internationale
Weltjugendtag wird dann 2016 im polnischen Krakau stattfinden – dazu wird auch Papst
Franziskus erwartet.